“Gesamtedition der alttürkischen Überlieferungen zur Maitreya-Literatur“

Der Kult um den zukünftigen Buddha Maitreya ist unter den zentralasiatischen Türken in der Blütezeit des Uigurischen Königreichs von Kočo (9.-14. Jh.) weit verbreitet gewesen. Das Hauptdokument der altuigurischen Maitreya-Verehrung ist die Maitrisimit „Das Zusammentreffen mit Maitreya“. Die Erschließung des Textes begann im Jahre 1907, als F.W.K. Müller einen Textausschnitt bekanntmachte. Seither ist eine umfangreiche Anzahl von Veröffentlichungen erschienen, von denen die Faksimile-Editionen von A. von Gabain und die deutsche Edition der Texte aus Sängim und Murtuk von Ş. Tekin hervorzuheben sind. Auch sie können heute jedoch nur als Vorarbeiten zu einer fälligen kritischen Gesamtedition des Maitreya-Textes gelten, vor allem, weil durch die erst 1959 gefundene Handschrift der Maitrisimit in Hami die Arbeit an diesem Text auf eine völlig neue Grundlage gestellt werden kann. Die bisherigen Bearbeitungen der Hami-Handschrift bilden eine sehr wichtige Voraussetzung für die geplante Gesamtedition, sind jedoch nach dem heutigen Stand der Forschung zu überarbeiten. Umso dringlicher ist eine eingehende Bearbeitung aller drei bisher bekannten Handschriften, unter Einbeziehung weiterer alttürkischer Texte kleineren Umfangs zum Maitreya-Kult bei den alten Uiguren. Die Tatsache, daß es sich bei der alttürkischen Maitrisimit um eine – mehr oder weniger freie – Übersetzung aus dem Tocharischen handelt, gibt einer substantiellen Bearbeitung des Textes eine weit über die Turkologie hinausgehende Bedeutung. Für das Projekt hat der französische Tocharologe Prof. Dr. Georges-Jean Pinault seine Bereitschaft zu einer beratenden Mitwirkung und zur Mitarbeit am geplanten Wörterverzeichnis erklärt.