03/01/2013:
Arbeitsagenturen vermitteln überdurchschnittlich oft in Leiharbeit
Jobangebote für Arbeitssuchende kommen immer häufiger aus dem Bereich der Arbeitnehmerüberlassung. Bereits im Herbst 2011 ist jede dritte bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldete offene Stelle ein Angebot einer Leiharbeitsfirma gewesen (siehe 24.11.2011). Ein Jahr später waren allein im Ruhrgebiet 37 Prozent der Jobofferten Leiharbeitsangebote (siehe 28.11.2012). Einem Bericht der taz zufolge macht sich die Bundesagentur für Arbeit diesen Trend zunutze, indem sie ihre Vermittlungserfolge überdurchschnittlich stark auf die Vermittlung in Leiharbeit begründet.
Wie die taz schreibt, habe der Mitarbeitervertreter der BA, Eberhard Einsiedler, „harsche Kritik am Kurs seines Hauses“ geübt und mit „eindrucksvollen Daten“ unterfüttert, dass die BA zu viel auf vermeintliche Erfolgszahlen statt auf die Qualität der vermittelten Jobs schaue. So hätten die Agenturen in den fünf Jahren von 2007 bis 2011 insgesamt knapp 19 Millionen Stellen den Arbeitslosen vorgeschlagen. Mit rund neun Millionen seien allerdings die Hälfte davon Leiharbeitsangebote gewesen, obwohl diese in den letzten Jahren nur rund ein Drittel aller bei der BA gemeldeten Stellen ausgemacht hätten.
Im genannten Zeitraum habe sich die Zahl der vorgeschlagenen Leiharbeitsstellen „mehr als verdreifacht (276 Prozent)“, und auch die Zahl der erfolgreich besetzten Leiharbeitsstellen sei um 242 Prozent gestiegen. Der Anstieg der Vermittlung in eine reguläre Beschäftigung sei dagegen mit 39 Prozent vergleichsweise bescheiden ausgefallen. Einzelne Agenturen erwirtschafteten bis zu 70 Prozent ihrer Besetzungserfolge über Leiharbeit, habe Einsiedler in einem Diskussionspapier geschrieben. Das mache eine selbstkritische Betrachtung dringend nötig.
Quelle: taz.de vom 03.01.2013