04/03/2010: Neuer WSI-Bericht zur Entwicklung der Mindestlöhne in Europa

Von 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verfügen 20 über einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn. Nach einem neuen Mindestlohnbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) hätten acht davon die untere Lohngrenze zum Jahresbeginn 2010 angehoben, in zwei weiteren sei der Mindestlohn im Herbst 2009 erhöht worden.

In einer diesbezüglichen Pressemitteilung der Böckler-Stiftung heißt es dazu weiter, die Entwicklung der Mindestlöhne habe in vielen EU-Ländern deutlich auf die Wirtschaftskrise reagiert. Die Erhöhungen seien beispielsweise in Frankreich, Großbritannien oder Spanien geringer ausgefallen als in den Jahren zuvor. Einige Staaten wie Belgien, Irland oder Tschechien hätten ihre Lohnminima sogar faktisch eingefroren, wohingegen Polen, die Slowakei oder Portugal ihre Mindestlöhne um drei bis knapp sechs Prozent erhöht hätten.

Die Unterschiede machten nach Analyse des Autors und WSI-Tarifexperten Thorsten Schulten deutlich, dass es auch unter den Bedingungen der Krise alternative politische Handlungsmöglichkeiten bei der Gestaltung von Mindestlöhnen gebe. Während in einigen Ländern das Thema Kostensenkung die Debatte dominiere, verfolgten andere mit der Anhebung der Lohnuntergrenzen das Ziel, die Binnennachfrage zu stärken und deflationäre Tendenzen zu bekämpfen.

Quelle: Pressemitteilung der HBS vom 04.03.2010

Weiterlesen:
Schulten, T. (2010): WSI-Mindestlohnbericht 2010 - Unterschiedliche Strategien in der Krise. In: WSI-Mitteilungen, 63. Jg., Heft 3, S. 152-160.