Geschichte des Seminars
Göttingen war nach Berlin und Leipzig eine der ersten Universitäten in Deutschland, an denen die Notwendigkeit einer vertieften Auseinandersetzung mit China, seiner Kultur und Geschichte erkannt wurde. 1925 wurde hier ein sinologisches Seminar unter Leitung von Erich Haenisch (1880-1966) eingerichtet, der aber noch im selben Jahr einer Berufung an die Universität Leipzig folgte. Die Sinologie erlebte dann unter Gustav Haloun (1898-1951), der seit 1931 am Seminar lehrte, eine erste Blütezeit. Ein Lehrstuhl für Sinologie wurde für ihn jedoch nicht eingerichtet, da er sich weigerte, der NSDAP beizutreten. 1935 folgte er einem Ruf an die Universität Cambridge. Hans O. H. Stange, der 1925 das Studium der Sinologie in Göttingen aufgenommen hatte, bemühte sich in den Nachkriegsjahren um den Wiederaufbau des Sinologischen Seminars in Göttingen. 1953 zum außerplanmäßigen Professor ernannt, leitete er bis 1972 das Seminar. Ihm folgte Rolf Trauzettel, der 1975 nach Bonn wechselte.
Prof. Dr. Dr. Erhard Rosner übernahm 1977 die Leitung des Seminars. Der Bedeutung und Sonderstellung Japans im ostasiatischen Kulturraum entsprechend, wurde 1982 die Japanologie mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Claus M. Fischer als zusätzliches Fach eingerichtet und das Institut in „Ostasiatisches Seminar“ umbenannt. In den Jahren 1993 bis 1999 beteiligte sich das Ostasiatische Seminar durch Prof. Dr. Michael Lackner an dem von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsvorhaben „Wissenschaftssprache Chinesisch. Die Entstehung der modernen chinesischen Terminologie in Naturwissenschaften, Technik, Politik, Recht, Philosophie, Sozial- und Kulturwissenschaften unter westlichem Einfluss“ in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin und der Universität München.
Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, Direktor der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, war seit 1993 zeitweise dem Seminar verbunden. PD Dr. habil. Johannes Reckel ergänzte das Lehrangebot des Seminars durch Kurse zu Koreanisch, Mandschurisch und Mongolisch.
2004 beschloss die Philosophische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen die Studiengänge Sinologie und Japanologie mit der Emeritierung von Prof. Dr. Dr. Erhard Rosner und dem Ruhestand von Prof. Dr. Claus M. Fischer einzustellen und die Lehrstühle nicht neu zu besetzen. Immatrikulationen für Erstsemester auf den Magisterstudiengang waren seit dem nicht mehr möglich.
Mit dem Ausscheiden der Professoren übernahm PD Dr. habil. Gerlinde Gild 2005 die kommissarische Leitung des Ostasiatischen Seminars. 2006 erfolgte die außerplanmäßige Ernennung zur Professorin.
Im Frühjahr 2008 wurde dann der Schließungsbeschluss dank der Finanzierung einer Stiftungsprofessur (Presseinformationen) durch die KWS SAAT AG (Einbeck), die Norddeutsche Landesbank (Hannover), die Sievert AG & Co. KG (Osnabrück), die Sparkasse Göttingen sowie THIMM – The Highpack Group (Northeim) wieder aufgehoben. Ab dem WS 2008/09 wird der neue BA Studiengang Ostasienwissenschaft/China angeboten. Im Frühjahr 2009 wurde Prof. Dr. Axel Schneider aus Leiden nach Göttingen berufen, der ab August 2009 dem Ostasiatischen Seminar vorsteht und seine Neuausrichtung auf moderne Themen vorantreibt.
Professoren in der Sinologie:
• 1925: Erich Haenisch
• 1934-1938: Gustav Haloun
• 1953-1972: Hans O. H. Stange
• 1972-1975: Rolf Trauzettel
• 1977-2005: Erhard Rosner
• 1993-: Helwig Schmidt-Glintzer
• 1993-1999: Michael Lackner
• 2005-2009: Gerlinde Gild
• seit 2009: Axel Schneider
Professoren in der Japanologie:
• 1982-2005: Claus M. Fischer