(2) KULTUR, VERMITTLUNG, ÜBERSETZUNG
Interkulturelle Germanistik hat sich seit ihrer Gründung vor allem auch als ein Vermittlungsfach gesehen, dem über philologische Erkenntnisinteressen hinaus, die Aufgabe zukommt, Sprache und Texte in ihren kulturellen (Entstehungs-, Wirkungs- und Verwendungs-) Kontexten zugänglich und die Kulturalität von Texten selbst für Leser und Lerner erschließbar zu machen. Die kulturwissenschaftliche Diskussion hat zur Fundierung dieser Erschließungsaufgaben entschieden beigetragen. Die Übertragung auf konkrete Handlungsund Aufgabenfelder und die Reflexion dieser Praxis ist im Sinne einer angewandten Kulturwissenschaft weiter zu entwickeln.
Das Kolloquium Literaturvermittlung als Kulturvermittlung (E4) greift die alte Frage nach den vermittlungsrelevanten Eigenschaften von literarischen Texten, nach ihrer Relevanz und ihrer Repräsentativität auf und bezieht sie auf die aktuelle Herausforderung: ‚Was heißt Kulturvermittlung?’ und ‚Wie kann Vermittlung angesichts der Veränderung zentraler Begriffe wie Text und Kultur aussehen?’
Können Formen der Vermittlung so angelegt sein, dass sie ‚Interkulturalität herstellen’, indem sie z.B. Wahrnehmungsprozesse wechselseitig bewusst machen und Vorstellungen von Kulturen und Identitäten offen halten? Das Kolloquium Vermittlungsformen (E5) sucht nach neuen Antworten auf diese Fragen und diskutiert, was die bestehenden Konzepte von interkulturellem Lernen und interkultureller Didaktik als Grundlage fremdsprachlicher Vermittlungsprozesse dafür leisten.
Das dritte Kolloquium Literarisches Übersetzen (E6) widmet sich einem Praxisfeld, dem seit jeher die Aufgabe zukommt, zwischen Kulturen zu vermitteln. Zu fragen wäre, inwieweit die kulturwissenschaftliche Theoriebildung neue Anregungen für die zentrale Aufgabe der Übersetzung von ‚Kulturen’ in Texten in andere kulturelle Kontexte liefert und die übersetzerische Praxis ihrerseits diese Zusammenhänge aufdeckt und modellbildend wirkt.