16/02/2010: LIDL plädiert für Mindestlöhne im Einzelhandel
Nach Angaben der Financial Times Deutschland habe der Lebensmitteldiscounter LIDL einen überraschenden Vorstoß unternommen. In einem Brief an den Bremer Wirtschaftsprofessor Hickel habe sich der Chef der Lidl-Muttergesellschaft Schwarz Unternehmenstreuhand, Klaus Gehrig, für einen Mindestlohn in der Einzelhandelsbranche ausgesprochen. "Damit würde die Möglichkeit und der Missbrauch von Lohndumping, der auch vereinzelt im Handel zu sehen ist, unterbunden", zitiert die FTD aus dem Schreiben. Da LIDL im Gegensatz zu einigen anderen Wettbewerbern Tariflöhne zahlt, würden dem Discounter Mindestlöhne nützen, weil dann die Konkurrenz nicht mehr durch niedrige Löhne die Warenpreise weiter drücken kann.
Hintergrund des Vorschlags seien laut FTD die Bemühungen des Einzelhandels um einen neuen Tarifvertrag. Seit Längerem versuchten der Handelsverband Deutschland (HDE) und die Gewerkschaft ver.di, einen neuen Branchentarifvertrag zu vereinbaren. Das alte Regelwerk stamme noch "aus der Wirtschaftswunderzeit". Auf der Basis eines neuen Vertrags könnten die Tarifparteien beim Bundesarbeitsministerium beantragen, dass dieser für alle Unternehmen der Branche verbindlich wird. Sollte sich der Vorschlag eines Branchenmindestlohns durchsetzen, wäre der Handel nach dem Bau, den Gebäudereinigern und der Abfallwirtschaft der bislang größte Wirtschaftszweig mit einer entsprechenden Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Quelle: Financial Times Deutschland vom 16.02.2010