Amartya Sen: „The Idea of Justice”
Am 9. Oktober 2010 hat der Nobelpreisträger Amartya Sen in der Historischen Sternwarte in Göttingen sein neues Buch "Die Idee der Gerechtigkeit" im Rahmen eines Symposiums vorgestellt. Die interdisziplinäre Tagung wurde vom Courant Forschungszentrum „Poverty, equity and growth in developing and transition countries“ und dem Lichtenberg-Kolleg der Universität Göttingen, sowie der Frankfurter Kolleg-Forschergruppe „Justitia Amplificata: Rethinking Justice – applied and global“ organisiert.
In seinem Buch "Die Idee der Gerechtigkeit", dessen deutschsprachige Übersetzung jetzt im Verlag C.H. Beck erschienen ist, entwickelt Amartya Sen eine Alternative zu den vorherrschenden Theorien der Gerechtigkeit. „Sie haben zwar in einzelnen Bereichen viel geleistet“, so Sen, „uns im Ganzen aber in die falsche Richtung gelenkt“. Seine eigene Theorie orientiert sich nicht an den Luftschlössern idealer Gerechtigkeit, sondern an der Beseitigung von herrschenden Missständen und nimmt dazu eine Fülle von drängenden aktuellen Fragen – von der Lage der Frauen bis zur globalen Gerechtigkeit – in den Blick. Sen grenzt sich insbesondere von dem Moralphilosophen John Rawls ab, dessen 1971 vorgelegte Theorie der Gerechtigkeit bis heute die Gerechtigkeitsdiskussion dominiert.
Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität (USA). Für seine wegweisenden Beiträge zur Wohlfahrts- und Entwicklungsökonomie erhielt er 1998 den Nobelpreis für Ökonomie. Zu seinen zahlreichen Büchern gehören Ökonomie für den Menschen und Die Identitätsfalle. Er gilt als einer der weltweit führenden öffentlichen Intellektuellen, und sein Weitblick, sein Scharfsinn und seine eindringliche Humanität treten in seinem neuen Buch besonders deutlich hervor. Sen unterhält verschiedene Kontakte zur Universität Göttingen. 2005 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Göttinger Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verliehen; zudem ist er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Lichtenberg-Kollegs.