26/05/2011: Statusabhängigkeit von Geringverdienern variiert mit ihrer Qualifikation

In den letzten Jahren hat eine Reihe von Studien die Statusabhängigkeit von Niedriglohnbeschäftigung untersucht, um die Frage zu beantworten, ob Arbeitslose mit der Annahme einer Niedriglohnbeschäftigung ihre zukünftigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigern können. Die Ergebnisse waren meist negativ.

So konnte z.B. eine DIW-Studie von 2009 zeigen, dass die Statusabhängigkeit eine der Ursachen für den Verbleib von Geringverdienern im Niedriglohnsektor darstellt: wer einmal Geringverdiener ist, hat unabhängig von individuellen oder sozialen Merkmalen schlechte Chancen, dem Niedriglohnsektor wieder zu entkommen (siehe 19.06.2009). Auch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom August 2010 ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es nur sehr wenigen Geringverdienern gelingt, den Niedriglohnsektor zugunsten höher entlohnter Tätigkeiten zu verlassen. Die Aufstiegswahrscheinlichkeit ist aber unterschiedlich verteilt. Am ehesten haben jüngere und besser qualifizierte Niedriglöhner eine Chance, den Niedriglohnsektor zu verlassen (siehe 19.08.2010). Im Februar 2011 hat ein weiteres AutorInnenteam des IAB festgestellt, dass Niedriglohnjobs für Arbeitslose nicht das erhoffte Sprungbrett in besser bezahlte Tätigkeiten darstellen (siehe 01.02.2011).

Eine soeben beim IAB erschienene ökonometrische Analyse des Sozialwissenschaftlers Alexander Mosthaf hat sich nun der Frage gewidmet, in welchem Maße sich unterschiedliche Ausgangslagen und Qualifikationsniveaus auf Statusabhängigkeiten auswirken. Der Autor hat dazu die Statusabhängigkeit von Arbeitslosen und von Geringverdienern in Westdeutschland in Abhängigkeit von dem Qualifikationsniveau verglichen. Dabei kommt Mosthaf zu dem Ergebnis, dass gering qualifizierte Niedriglohnbeschäftigte größere Chancen auf eine besser bezahlte Tätigkeit haben als gering qualifizierte Arbeitslose. Bei ArbeitnehmerInnen mit Universitätsabschluss ist es dagegen egal, ob sie niedriglohnbeschäftigt oder nichtbeschäftigt sind. Die Verbleibswahrscheinlichkeit wie auch die Chancen auf eine Hochlohnbeschäftigung sind gleichgroß.


Weiterlesen: Mosthaf, A. (2011): Low-wage jobs - stepping stones or just bad signals? (IAB Discussion Paper, 11/2011), Nürnberg.