09/08/2011: Alternative Indizien für Machtverlust der Gewerkschaften
Der Rückgang der Tarifbindung und eine allgemeine Schwächung gewerkschaftlicher Vertretungsmacht gelten als Mitursachen für die Ausbreitung des Niedriglohnsektors und die Zunahme atypischer und prekärer Beschäftigungsformen in Deutschland. Die Erlanger Ökonomen Boris Hirsch und Claus Schnabel haben in einem Beitrag der vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) herausgegebenen Publikationsreihe IZA Discussion Papers „neue“ Indizien für einen Machtverlust der Gewerkschaften präsentiert.
In ihrem Beitrag haben die Autoren den Versuch unternommen, Gewerkschaftsmacht nicht anhand von Mitgliederzahlen oder der Lohnquote zu messen, sondern (rechnerische) Rückschlüsse aus den in Lohn- und Tarifverhandlungen erzielten Abschlüssen auf gewerkschaftliche Gestaltungsmacht zu ziehen. Das Ergebnis der Anwendung ihres Rechenmodells auf verschiedene Jahresdatensätze zu Löhnen und Beschäftigung deutet darauf hin, dass die Macht der Gewerkschaften in den 1990er Jahren noch relativ stabil gewesen ist, um dann in den Jahren 2002 bis 2007 deutlich zurückzugehen. Als Hauptbestimmungsfaktor für den errechneten Machtrückgang haben die Autoren die Lohnquote identifiziert, die von 2002 bis 2007 kontinuierlich gefallen ist.
Weiterlesen: Hirsch, B./ Schnabel, C. (2011): Let's Take Bargaining Models Seriously: The Decline in Union Power in Germany, 1992-2009, IZA Discussion Paper No. 5875, July 2011.