24/09/2010: IAQ-Direktor fordert Wende in der Lohnpolitik
In der Septemberausgabe der Zeitschrift Wirtschaftsdienst hat der geschäftsführende Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ), Gerhard Bosch, eine Wende in der deutschen Lohnpolitik gefordert. Bosch kritisiert in seinem Leitartikel die jahrelang betriebene Politik der Lohnzurückhaltung, deren Resultate - hohe Exportüberschüsse und Vernachlässigung der Binnennachfrage - sowohl zu ökonomischen Ungleichgewichten in Europa beigetragen, als auch einen Rückgang der Reallöhne bewirkt hätten. Nötig sei daher ein „Politikwechsel von der Lohnzurückhaltung zu einer langfristigen, wieder am Verteilungsspielraum orientierten Lohnpolitik“.
Weil aber die klassischen Instrumente der mit starken Gewerkschaften versehenen Sozialpartnerschaft ihren Zweck, die Löhne im Gleichschritt mit der wirtschaftlichen Entwicklung anzuheben, nicht mehr erfüllen könnten, könne eine Wende in der Lohnpolitik „ohne staatliche Unterstützung und neue Instrumente der Lohnpolitik nicht gelingen“. Zu diesen neuen Instrumenten zählt Bosch neben einer Vereinfachung der Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen auch die Einführung eines allgemeinen Mindestlohns, der allein im Jahr 2004 bereits die Lohnsumme um 12 Mrd. Euro und die Einnahmen der Sozialversicherungen um 4,9 Mrd. Euro verbessert hätte.
Weiterlesen: Bosch, G. (2010): Wende in der Lohnpolitik? In: Wirtschaftsdienst, 90. Jg., Heft 9, S. 570-571.