27/04/2010: Bertelsmann-Studie verteidigt Niedriglohnsektor
Die Welt berichtet von einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung über atypische Beschäftigungsformen (Eichhorst/Marx/Thode: Atypische Beschäftigung und Niedriglohnarbeit, Gütersloh). Dort hätten die Forscher konstatiert, dass in Deutschland Zeitarbeit, Minijobs und befristete Stellen auf dem Vormarsch seien, doch sei nicht jeder atypische Job prekär oder per se negativ. Zudem würden die Verfasser davor warnen, die Reformen am Arbeitsmarkt zurückzudrehen. Dies könne Beschäftigung vor allem im Dienstleistungsbereich gefährden.
In diesem Zusammenhang werde auch der wachsende Niedriglohnsektor verteidigt. Er biete zusätzliche Arbeitsplätze. Der Sektor sei eine Begleiterscheinung des Strukturwandels "hin zu Dienstleistungen mit geringerer Produktivität und Qualifikationsanforderungen". Die Möglichkeiten einer höheren Entlohnung, so warnten die Forscher, seien deshalb begrenzt und könnten die weitere Entwicklung in diesem Bereich behindern.
Die Forscher warnten, auch ein "moderater" Mindestlohn könne Jobs gefährden. Wenn aus sozialpolitischen Gründen Lohnuntergrenzen eingeführt werden sollen, wäre ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn besser als unterschiedlich hohe Branchen-Mindestlöhne. "Wenn das Hauptargument darin besteht, dass eine Vollzeitbeschäftigung den Lebensunterhalt decken muss, lässt sich nicht nachvollziehen, warum dieses Einkommen von der Zugehörigkeit zu einer Branche abhängen soll", habe Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung gesagt.
Das Autorenteam hatte bereits 2009 eine Studie zur Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts vorgelegt. Dort sprachen sie von einer stark gestiegenen Beschäftigungsquote, die jedoch eine zunehmend heterogene Beschäftigungsstruktur nach sich gezogen habe (siehe 10.11.2009).
Quelle: Welt online vom 27.04.2010
Weiterlesen:
Eichhorst, W./ Marx, P./ Thode, E. (2010): Atypische Beschäftigung und Niedriglohnarbeit - Benchmarking Deutschland: Befristete und geringfügige Tätigkeiten, Zeitarbeit und Niedriglohnbeschäftigung, Gütersloh.