22/02/2012: IW-Studie sieht im Niedriglohnsektor mehr Chancen als Risiken

Nach 2011 hat jetzt erneut eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) positive Seiten des Niedriglohnsektors hervorgehoben. Laut einer Pressemitteilung des IW zeige die Studie, dass ein „kleiner Lohn“ nicht zwangsläufig arm mache. Während rund 56 Prozent der Arbeitslosen Gefahr liefen, in Armut zu leben, sei unter den Beschäftigten im Niedriglohnsektor nur jeder sechste von Armut bedroht. Dagegen hätten durchschnittlich knapp 59 Prozent der ehemals armutsgefährdeten Personen, die einen Niedriglohnjob aufgenommen hätten, es geschafft, "aus ihrer prekären Lage herauszukommen".

Die Autoren hatten bereits im August 2011 im Auftrag der von Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie finanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ein positives Gutachten zum Niedriglohnsektor in Deutschland erstellt. Darin waren sie zu dem Schluss gekommen, dass 24 Prozent der Geringverdiener binnen Jahresfrist den Aufstieg in eine besser bezahlte Beschäftigung schafften. Auch seien nur 16 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor armutsgefährdet (siehe 31.08.2011). Nicht nur bei den Gewerkschaften war das Gutachten damals auf starken Widerspruch gestoßen. Auch der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatte das im Gutachten gezeichnete optimistische Bild als irreführend bezeichnet (siehe 15.09.2011).

Quelle: IW-Pressemitteilung vom 22.02.2012

Weiterlesen:
Schäfer, H./ Schmidt, J. (2012): Der Niedriglohnsektor in Deutschland – Entwicklung, Struktur und individuelle Erwerbsverläufe, IW-Analysen Nr. 77, Köln.
Schäfer, H./ Schmidt, J. (2011): Der Niedriglohnsektor in Deutschland – Entwicklung, Struktur und individuelle Erwerbsverläufe, Berlin.