26/03/2012: Leiharbeiter verdienen bis zur Hälfte weniger
Schon in den vergangenen Jahren hat eine ganze Reihe von Studien auf die hohe Lohnkluft zwischen regulär Beschäftigten und Leiharbeiter/innen hingewiesen (siehe z.B. 07.02.2011und 29.07.2011). Zuletzt hatte die Bundesagentur für Arbeit Anfang des Jahres eine Analyse zur Entwicklung der Leiharbeit in Deutschland vorgelegt. Ihr zufolge sind die mittleren Bruttoverdienste von vollzeitbeschäftigten Leiharbeitern im Jahr 2010 nur etwa halb so hoch gewesen wie die von regulär Vollzeitbeschäftigten (siehe 25.01.2012). Eine der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegende Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) kommt jetzt wieder einmal zu einem ähnlich negativen Ergebnis.
Die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung vom RWI erstellte Untersuchung habe ergeben, dass Leiharbeiter/innen bis zu 50 Prozent weniger für vergleichbare Tätigkeiten verdienten. So habe etwa eine Leihkraft mit Berufsausbildung in Westdeutschland 47 Prozent und im Osten 36 Prozent weniger als ein Stammarbeiter mit gleichem Bildungsniveau verdient, so die F.A.Z.. Bei Montierern in den Metallberufen zum Beispiel verdiene der Leiharbeiter 1.540 Euro brutto im Monat und der Festangestellte 2.990 Euro, was einen Unterschied von 48 Prozent bedeute.
Für den vor allem von Seiten der Gewerkschaften erhobenen Vorwurf, Leiharbeit werde für Lohndumping durch den Abbau von Stammbelegschaften missbraucht, habe die Bertelsmann-Studie hingegen kaum Belege gefunden. Der Aufbau von Zeitarbeit bei gleichzeitigem Abbau der Stammbelegschaft sei „nur sehr selten zu beobachten“. Selbst während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 sei dies nur in 3 Prozent der Kundenunternehmen der Fall gewesen.
Quellen: FAZ.Net vom 26.03.2012
Pressemeldung der Bertelsmann-Stiftung vom 26.03.2012
Weiterlesen: RWI – Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (Hg.) (2012): Herausforderung Zeitarbeit. Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.