22/10/2012: Mindestlöhne würden mehr Frauen in Jobs bringen
Empirische Untersuchungen und Modellrechnungen zur Wirkung von Mindestlöhnen haben sich überwiegend auf die Frage nach deren Auswirkungen auf die Nachfrage nach Arbeitskräften konzentriert. Die allzu einfache neoklassische Schlussfolgerung, dass Mindestlöhne theoretisch zwingend zu Jobverlusten führen, konnte dabei regelmäßig widerlegt werden, sodass mittlerweile weitgehend Einigkeit herrscht: Mindestlöhne gefährden keine Arbeitsplätze (siehe 07.04.2011). Welche Wirkungen von Mindestlöhnen auf das Arbeitskräfteangebot ausgehen, wurde bislang nur selten betrachtet. Wissenschaftler der TU Dortmund haben dies jetzt für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen untersucht.
In einem Beitrag für die Reihe IZA Discussion Paper, die vom Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) herausgegeben wird, haben die Volkswirte Christian Bredemeier und Falko Jüßen ihre Untersuchungsergebnisse zusammengefasst. Danach würde ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn das Arbeitskräfteangebot insgesamt schwach positiv beeinflussen. Einzelne Bevölkerungsgruppen indes würden deutlich auf durch eine Lohnuntergrenze angehobene Löhne reagieren und verstärkt auf den Arbeitsmarkt drängen. Dies gilt insbesondere für verheiratete Frauen. Den experimentellen Berechnungen der Ökonomen zufolge würde sich das durchschnittliche Arbeitsangebot verheirateter Frauen um 5,3 Prozent erhöhen. Auch die Beschäftigungszeiten verheirateter Frauen könnten sich insgesamt um bis zu 28 Prozent erhöhen.
Weiterlesen: Bredemeier, C./Juessen, F. (2012): Minimum Wages and Female Labor Supply in Germany, IZA Discussion Paper, No. 6892, October 2012.