MINDESTLÖHNE:




18/08/2014:
Wahlkampf-Gutachten: Mindestlohn bedroht bis zu 60.000 Jobs in Sachsen

Für die in der Wolle neoliberal gefärbte FDP ist der Anfang 2015 kommende flächendeckende gesetzliche Mindestlohn Teufelszeug. Da macht auch ihr Parteikollege Sven Morlok keine Ausnahme. Als Spitzenkandidat der Liberalen setzt er für die Landtagswahl Ende August auf eine Anti-Mindestlohn Kampagne. So hat er als Wirtschafts- und Arbeitsminister des Landes Sachsen ein Gutachten zu den Auswirkungen des geplanten gesetzlichen Mindestlohns auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Sachsens Kreisen und kreisfreien Städten bei jenem Institut in Auftrag gegeben, das seit Jahren mit möglichst drastischen Berechnungs- und Schätzungsergebnissen vor Jobverlusten in Millionenhöhe durch den Mindestlohn warnt. Das Ergebnis der Prognose war erwartbar und dürfte den Minister zufriedenstellen.

Andreas Knabe, Ronnie Schöb und Marcel Thum, drei Forscher des Dresdener ifo-Instituts, haben im Auftrag des FDP-geführten Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr eine Prognose zu den Beschäftigungswirkungen des Mindestlohns in Sachsen und seinen Kreisen und kreisfreien Städten erstellt. Laut einer Pressemeldung des Wirtschaftsministeriums könnten ihren Schätzungen zufolge je nach Berechnungsmodell 30.000 oder auch 60.000 Arbeitsplätze in Sachsen verloren gehen. Das Forscherteam ist bekannt für drastische Prognosen zur Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen. Zuletzt hatten sie im Frühjahr modellgerechnet, dass der kommende gesetzliche Mindestlohn bis zu 900.000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährden könnte (siehe 20.03.2014).

Nach Aussage von Staatsminister Sven Morlok bestätige das Gutachten, dass der Mindestlohn vor allem den Osten treffe. Man darf hinzufügen, dass Sachsen wohl noch stärker "betroffen" ist als die anderen ostdeutschen Bundesländer, da Niedriglöhne hier besonders stark verbreitet sind. Laut der aktuellen Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit waren Ende 2013 in Sachsen 41,7 Prozent der Vollzeitbeschäftigten zu einem Niedriglohn tätig, im ostdeutschen Durchschnitt sind es nur 37,8 Prozent gewesen.

Quellen:
Medieninformation des Freistaats Sachsen vom 18.08.2014

 


Präsentation der Ergebnisse auf der Pressekonferenz am 18.08.2014 in Dresden.


Weiterlesen:
Knabe, A./ Schöb, R./ Thum, M. (2014): Internationale Vergleiche beim Mindestlohn. In: ifo Dresden berichtet, 21. Jg., Nr. 04, S. 34-35.


Knabe, A./ Schöb, R./ Thum, M. (2014): Der flächendeckende Mindestlohn. FU Berlin, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Diskussionsbeiträge Economics, 2014/4.