Im Rahmen des Programms ?Geschlecht-Macht-Wissen? des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur zur Förderung von Geschlechterforschung unterstützt die Landesregierung das kooperativ und interdisziplinär angelegte Verbundprojekt "Geschlechter - Wissen - Macht - Körper. Eine interdisziplinäre Verbundforschung zur geschlechtsbezogenen Körper- und Bewegungssozialisation in der Kindheit unter besonderer Berücksichtigung sozialer und ethnischer Kategorien". Eine Finanzierung ist für den Zeitraum 2015 bis 2017 bewilligt und es beteiligen sich sowohl die Georg-August-Universität Göttingen (unter der Leitung von Prof. Dr. Ina Hunger und Prof. Dr. Michael Mutz) als auch die Universität Osnabrück (unter der Leitung von Prof. Dr. Renate Zimmer). Sprecherin der Verbundforschung ist Prof. Dr. Ina Hunger, Kooperationspartnerin ist Prof. Dr. Gabriele Rosenthal.

Obgleich die Kindheit aus multidisziplinärer Perspektive als grundlegend für die Herausbildung geschlechtsbezogener "Identität" gilt, wurde die Lebensphase Kindheit im Kontext der Genderforschung theoretisch und empirisch bislang wenig beachtet. Dies gilt insbesondere für den thematischen Bereich "Körper und Bewegung": Die Beziehung zwischen Geschlecht und Körper(praktiken) wird zwar über Disziplingrenzen hinweg als untrennbar postuliert, eine empirische Annäherung daran, wie und in welchen kulturell je spezifischen sozialen Bewegungspraktiken die Geschlechterverhältnisse in der Kindheit einschlägig vorstrukturiert werden, war jedoch bislang nur selten Gegenstand (internationaler) Genderforschung. An dieser Stelle, an der geschlechtsbezogenen Körper- und Bewegungssozialisation von Kindern, setzt die Verbundforschung an.

Die Gesamtstudie hat zum Ziel, die bei Kindern und Eltern verinnerlichten geschlechtsbezogenen Normalitätsvorstellungen im Kontext von Bewegung und Körper zu explorieren und die familialen sozialen Praktiken zu analysieren, im Rahmen derer typischerweise körper- und bewegungsbezogene Differenzen vorstrukturiert, ausdifferenziert oder gefestigt werden. Sie nähert sich im Rahmen von drei triangulierten Teilstudien den Deutungsmustern und sozialen Bewegungspraxen mit Hilfe ethnografisch-qualitativer Verfahren und erfasst darüber hinaus mit quantitativ messenden Methoden die Bewegungsaktivitäten von Jungen und Mädchen im Alltag selbst.


Ethnografische Annäherungen an familiale körperbezogene Praktiken sowie normative Diskurse von Eltern unter dem Fokus "Geschlecht"

Leitung: Prof. Dr. Ina Hunger (Verbundsprecherin)
Professur für Sportpädagogik/-didaktik,
Georg-August-Universität Göttingen


(1) Das erste Teilprojekt hebt auf die geschlechtsbezogene Körper- und Bewegungssozialisation von Kindern (6-10 Jahre) ab, indem es danach fragt, welche Rolle das Geschlecht des Kindes in Bezug auf die von den Eltern vorstrukturierten Körperpraktiken und Bewegungsaktivitäten spielt und inwiefern damit den Kindern unterschiedliche Lern- und Erfahrungsgelegenheiten geschlechtsgebunden eröffnet werden. Die Studie setzt zum einen an den Eltern an. Sie rekonstruiert mit Hilfe qualitativer Interviews deren normative Diskurse sowie deren implizite - quasi in den kindbezogenen Körper- und Bewegungspraktiken eingelassenen - geschlechtsbezogene Konstruktionen. Auf der Basis ethnografischer Beobachtungen und Feldgespräche beschreibt sie zum anderen die (kulturell je spezifischen) sozialen Praktiken, innerhalb derer Körper und Geschlecht in der Kindheit thematisiert werden.

Leitung:
Prof. Dr. Ina Hunger

Mitarbeiterinnen:
Rosa Exner (wiss. Mitarbeiterin)
Anna Ransiek (wiss. Mitarbeiterin)

Projekt Rosa