Podiumsdiskussion: Carework zwischen Staat, Geschlecht und Herrschaft
am 01.02.18 von 16-18 Uhr in der Historischen Sternwarte (Geismarlandstr. 11)
Sowohl als Einzelperson als auch in unseren Rollen in sozialen Zusammenhängen sind wir unser Leben lang auf andere Menschen angewiesen oder Menschen sind auf uns angewiesen. Die Sorge um sich selbst und die Sorge um andere sind dabei verschiedenen gesellschaftspolitischen und sozialen Macht- und Herrschaftsstrukturen unterworfen.
Warum sind es immer noch vor allem Frauen, die sich um Eltern, Kinder und in heterosexuellen Partnerschaften oft auch um die Schwiegereltern und deren Gesundheit kümmern? Ist die Sorge um sich selbst ein Teil neoliberaler Selbstführung oder Teil emanzipatorischer Selbstbestimmung? Welche Rolle spielen spezifische soziale Kontexte und beispielsweise migrantische Netzwerke? Und ist care-Arbeit eine persönliche Entscheidung und Notwendigkeit für das private Glück oder ist sie auch Teil einer Stabilisierung kapitalistischer und zunehmend ökonomisierter Verhältnisse?
Die Funktion des Staates sowie die Frage der Geschlechtlichkeit von care work und der jeweiligen Rollenbilder im gesellschaftlichen Zusammenhang von Reproduktions- und Produktionsarbeit sollen auf dieser Veranstaltung ins Verhältnis gesetzt und diskutiert werden. Vor allem in Zeiten einer zunehmenden Neoliberalisierung müssen wir uns die Frage stellen, ob das Versprechen, frei zu sein und alles sein zu können was wir wollen, vielleicht nur einzuhalten ist, wenn wir frei sind uns nicht zu sorgen.
- Paula-Irene Villa ist Professorin für Soziologie und Gender Studies an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Schwerpunkte sind Gender Studies, Soziologische Theorien, Körpersoziologie/Biopolitik, Care/Fürsorge und Cultural Studies.
- Peter Birke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Uni Göttingen, Redakteur der Zeitschrift Sozial.Geschichte und veröffentlicht u.a. zu Kämpfen um Sorgearbeit, zuletzt unter anderem zu Arbeitskonflikten und Alltag in Kitas.
- Sabine Wöhlke ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen. Ihre Schwerpunkte sind Ethik in der Pflege, Ärzt*in-Patient*in-Kommunikation sowie ethische und medizinanthropologische Fragen zur Lebendorganspende.
- Moderation: Silke Schicktanz ist Professorin für Kultur und Ethik der Biomedizin am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen. Ihre Schwerpunkte sind Ethik der Biomedizin, Konzepte von Autonomie und Verantwortung, Körper- und Identitätsverständnisse in der Medizin sowie Laien- und Patientenperspektiven.