Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsbildung (Digi-KaB) - Veränderung von Qualifikationsprofilen und Implikationen für Lern- und Ausbildungsprozesse

Kurzbeschreibung:

Ausgangssituation und Ziele:
Die Diskussion zum Thema Digitalisierung befindet sich sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft auf einem aktuellen Höhepunkt des Interesses. Die Einberufung eines unabhängigen „Digitalrats“ sowie die Erarbeitung einer umfassenden Digitalisierungsstrategie spiegeln die Aktualität und Bedeutsamkeit des Themas wider. Besonders auf der Digitalisierung der Arbeitswelt und den breit diskutierten Schlagwörtern Industrie 4.0, Arbeit 4.0, Wirtschaft 4.0 und Berufsbildung 4.0 liegt dabei der Fokus. Kompetenzanforderungen und wissenschaftliche Untersuchungen über die Folgen des digitalen Wandels liegen bisher vor allem für den gewerblich-technischen Bereich vor. Die Auswirkungen auf kaufmännische Arbeitsbereiche sind bisher kaum erforscht, wenngleich Konsens über einen grundsätzlichen Wandel von Tätigkeitsstrukturen und Berufsbildern herrscht. Auch in Bezug auf die duale Berufsausbildung müssen diese Veränderungen einbezogen werden, um eine Anpassung der Ausbildungsinhalte an zukünftige, digitale Arbeitsplätze gewährleisten zu können.
Ziel des Projektes ist es deshalb, die durch Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungsprozesse an kaufmännischen Arbeitsplätzen zu erfassen und entstehende strukturelle Unterschiede in der kaufmännischen Berufsausbildung zu verdeutlichen. Daraus korrespondierende, an digitale Arbeitsanforderungen angepasste Kompetenzprofile werden identifiziert und aufgezeigt. Somit sollen Implikationen sowohl für die berufsbildungspolitische Steuerung als auch zur Unterstützung von Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen (z.B. schulische und betriebliche Ebene; Organisation der Berufsbildung) entwickelt werden. Des Weiteren gibt es bestehende didaktische Konzepte in Hinblick auf deren Adaption an digitalisierte Arbeitsprozesse zu betrachten und Veränderungen, unter anderem von Lernprozessen, der Rolle von Lehrenden und Lernenden und des Einsatzes digitaler Werkzeuge, zu identifizieren. Eine Optimierung des Lehrens und Lernens unter den Einflüssen der Digitalisierung wird dadurch gefördert.

Vorgehen:
Das Projekt startet mit einer systematischen Literatur- und Forschungsstudienanalyse. Zusätzlich erfolgt eine Auswertung von nationalen und internationalen Stellenanzeigen, um praxisnah digitale Anforderungen an Bewerber für kaufmännische Arbeitsplätze bewerten zu können. Im weiteren Verlauf des Projekts werden mit der Digitalisierung einhergehende Veränderungen an kaufmännischen Arbeitsplätzen durch Befragungen im betrieblichen und berufsschulischen Bereich identifiziert. Hierzu werden eine Online-Unternehmensbefragung mit vertiefenden Interviewstudien sowie Berufsschullehrer- und Schulleitungsbefragungen durchgeführt. Dabei sollen auch die Veränderungen von Geschäftsprozessen und Tätigkeiten erfasst werden. Die Resultate werden in angepasste kaufmännische Kompetenzmodelle überführt und in neu ausgerichtete, evidenzbasierte Entwürfe der Curricula, von Lehr-Lernprozessen sowie von Prüfungsmodalitäten eingebacht. In einem internationalen Design-Thinking-Workshop mit nationalen und internationalen Ausbildungsexperten werden die Ergebnisse diskutiert und validiert.

Erwartete Ergebnisse:
Ziel des Projektes ist die Formulierung von konkreten Anforderungen an kaufmännischen Arbeitsplätzen, die durch Digitalisierungsprozesse hervorgerufen werden. Anhand dieser Anforderungsanalyse sollen authentische, ganzheitliche Lernumgebungen in der kaufmännischen Berufsausbildung konstruiert werden. Durch die Identifikation von neuen Kompetenzprofilen ist eine zielgerichtete Entwicklung curricularer Vorgaben in der kaufmännischen Berufsbildung möglich. Dies führt zu digital angepassten, curricularen Bestimmungen, die in entsprechende instruktionale und assessment-orientierte Instrumente münden. Bestehende wirtschaftsdidaktische Ansätze sollen dabei aufgegriffen und im Hinblick auf die Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsausbildung kritisch reflektiert und evidenzbasiert weiterentwickelt werden.


Verbundleitung:

Prof. Dr. Susan Seeber
Professur für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Georg-August-Universität Göttingen

Projektpartner:

Prof. Dr. Susanne Weber
Institut für Wirtschaftspädagogik
Munich School of Management
Ludwig-Maximilians-Universität München

Prof. Dr. Matthias Schumann
Professur für Anwendungssysteme und E-Business
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Georg-August-Universität Göttingen

Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter:

Julian Busse