GOOD PRACTICE LEHRBEISPIELE
Wintersemester 2023/24
"Die Vorlesung hat den Anspruch in die grundlegenden Begriffe der Erziehungswissenschaft einzuführen, einen Überblick über die Sozialgeschichte von Erziehung und Bildung zu geben und zentrale Analyseperspektiven der Erziehungswissenschaft in Bezug auf die pädagogischen Praxis darzulegen. Zusammenfassend kann man also sagen: Viele Grundlagen, viel Theorie und viel Geschichte. Wie kann man also diese Bandbreite anschaulich vermitteln und Anschluss an die Lebenswirklichkeit der Studierenden ermöglichen, ohne den Gegenstand zu trivialisieren. Neben der klassischen Wissensvermittlung wurden immer wieder Phasen der gemeinsamen Analyse, Diskussion und Einordnung historischer Quellen eingebunden. Zudem wurde die Geschichte von Erziehung und Bildung auf aktuelle Fragestellungen und Entwicklungen bezogen. Im Anschluss daran wurde immer wieder diskutiert, was man aus der Geschichte lernen könne. Gleichzeitig wurden die im Modulseminar besprochenen Grundbegriffe immer wieder aufgegriffen und an anschaulichen Beispielen aus der Geschichte von Erziehung und Bildung besprochen und diskutiert: Was kann man mit den unterschiedlichen theoretischen Perspektiven erkennen? Was wird sichtbar und was rückt aus dem Fokus der erziehungswissenschaftlichen Analyse? So konnten die Studierenden ihr Wissen aus den Seminaren auch in der Vorlesung erproben."
"Die Vorlesung „Einführung in spezielle Soziologie“ ist eine vertiefende Vorlesung für Bachelorstudierende, die sich hier auf ein spezifisches Teilgebiet der Soziologie konzentrieren können. Die Vorlesung „Die Soziologie von Arbeit und Technik“ möchte Studierende die Grundlagen vermitteln, um aktuelle Entwicklungstendenzen von Arbeit einordnen, interpretieren und in ihrem gesamtgesellschaftlichen Kontext analysieren zu können. Die Vorlesung behandelte dafür einerseits klassische Themenfelder der Arbeitssoziologie – wie etwa die Perspektive des Klassenantagonismus, die Frage von Kontrolle und Steuerung von Arbeit und die Entwicklung von Beschäftigungsverhältnissen. Andererseits nahmen die Vorlesung auf techniksoziologische Perspektiven Bezug – wie etwa die soziale Formung technischer Artefakte – die dazu beitragen können, gegenwärtige Phänomene der Arbeitswelt wie etwa algorithmisches Management oder die Verbreitung hybrider Arbeitsformen zu verstehen. Das Ziel der Vorlesung war gleichermaßen, einen Überblick über reale Entwicklungen und Strukturbedingungen zu geben und gleichzeitig unterschiedliche theoretische Ansätze und insbesondere auch widerstreitende theoretische Perspektiven auf diese Entwicklungen zu diskutieren. Hierbei haben wir in Rückblicken auch immer wieder Verbindungen zwischen den einzelnen Sitzungen hergestellt. Besonders hilfreich war hierzu auch das begleitende Seminar, in dem wir dann einzelne theoretische Perspektiven oder empirische Beispiele zu den in der Vorlesungssitzung behandelten Themen in der Tiefe diskutieren konnten. Die Vorlesung selbst wurde durch Videosequenzen und eigenem empirischem Material in Form von Interviewzitaten aufgelockert, die die Diskussion zu verschiedenen empirischen Phänomenen angeregt haben und dann vor dem Hintergrund der vorgestellten konzeptuellen Perspektiven nochmal aufgegriffen wurden. Im Feedback hat mich besonders gefreut, dass es mir offenbar gelungen ist, eine angenehme und lockere Lernatmosphäre zu schaffen, die zu einer breiten Beteiligung in Seminar und Vorlesung angeregt hat."
"Das Bachelorseminar bot eine Einführung in verschiedene soziologische Perspektiven auf die Rolle von Algorithmen in der gegenwärtigen Gesellschaft. Lernziel war, sich sowohl ein Grundverständnis von Algorithmen zu erarbeiten als auch verschiedene Theorien und Zugänge kennenzulernen, die die soziale Gebundenheit von Algorithmen und deren Folgen in diversen Bereichen analysierbar machen. Als mündliche Leistung konnten die Studierenden aus einem breiten Spektrum vertiefender Fachtexte und Themen wählen, die von ihnen in den verschiedenen Sitzungen prägnant vorgestellt wurden. Ziel war es damit, die Aussagen der Grundlagenliteratur jeder Sitzung zu illustrieren, zu vertiefen oder kritisch zu diskutieren. Am Beginn jeder Sitzung konnten die Studierenden sich in Murmelrunden untereinander über die Literatur und das Sitzungsthema austauschen. Zur Anregung wurden Ihnen hierfür Leitfragen zur Verfügung gestellt, die auch die folgende Sitzung strukturierten. Für die Prüfungsleistung konnten die Studierenden frühzeitig verschiedene algorithmische Phänomene wählen, die sie am Ende des Semesters in einer Hausarbeit analysieren sollten. Damit konnten Sie bereits während des Verlaufs des Seminars die verschiedenen behandelten Zugänge diskutieren und eruieren und ihre eigene Analyse vorbereiten."
"The Political Economy and Environmental Justice: Ecosystems and Human Well-being in India's Western Ghats and Eastern Himalayas course has its origins during the pandemic when a student group from Gottingen 'Critical Environmental Sciences Group Göttingen (Basisgruppe Umweltwissenschaften) reached out to me for online lectures on critical thinking around conservation. Paul Kieran and Apurva Olwe in particular. I gave some online lectures in 2020 and 2021 on the environmental history of conservation in India, and the social construction of nature. Olwe and Kieran then reached out to me in 2023 asking if I would visit CeMIS for a block seminar they would propose using the study quality funds. I agreed, and designed this course that was approved by the CeMIS faculty. The course emerged organically, in two senses. One, it was a demand driven course where graduate students solicited critical content around conservation from me. Two, when the course was hosted by CeMIS I had an opportunity to tailor content around the department's themes, namely, modernity, class and labour. What I sought to do then, was environmentalise CeMIS' postgraduate coursework. Having designed the course thus, I did two other things that contributed to its reception and popularity. First, I paid attention to the demographic. Masters students everywhere belong to an age range, but I was conscious that I was engaging with Gen Z, who were born into a world of screens- small, medium and big. Their consumption of visual material was copious. So I incorporated documentaries and instructional videos as reference material. Next, I socialized my course- I built a personal rapport with students who took my seminar. For, what good is intellect without camaraderie? Speaking of which, the camaraderie of CeMIS staff, especially Michael Dickhardt and Karin Klenke ensured this course worked well."
"Der Kurs befasste sich kritisch mit dem Konzept race und den historischen und zeitgenössischen Formen des Rassismus, die race zu einer sozialen und verkörperten Realität machen. Wir diskutierten den Beitrag der Sozial- und Kulturanthropologie zur Dekonstruktion von Mythen über race und Biologie, aber auch ihre Grenzen und ihre Beteiligung an kolonialen Projekten, die zur Verfestigung rassistischer Ungleichheiten beitrugen. Wir einigten uns auf einige Grundregeln, um schwierige Themen mit Sensibilität und Respekt für die unterschiedlichen Erfahrungen der Studierenden zu diskutieren. Darüber hinaus stellten wir sicher, dass es genügend Raum gab, um Fragen zu stellen, das Gelesene zu vertiefen und mit Beispielen aus dem wirklichen Leben und aktuellen Themen zu verknüpfen. Die unterschiedlichen internationalen Hintergründe der Studierenden trugen dazu bei, unsere Diskussionen über den Fokus auf Deutschland und Europa hinaus zu erweitern. In ihren Hausarbeiten setzten sich die Studierenden mit den Schnittstellen zwischen Rassismus und anderen Formen der Ungleichheit auseinander und reflektierten darüber, wie antirassistische Solidarität hergestellt und in der Praxis umgesetzt werden kann."
"Das Seminar richtet sich insbesondere an Studierende höheren Semesters, die sich bereits im Studium auf ihre berufliche Position vorbereiten möchten. Um im Bewerbungsprozess erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, dass Studierende ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Persönlichkeit gut kennen und diese authentisch und aussagekräftig präsentieren können. Zu Beginn der Veranstaltung liegt der Fokus daher auf der Erarbeitung der persönlichen „Kompetenzen“ sowie der Identifizierung von Entwicklungspotenzialen. Wir besprechen, wie die Studierende ihre Fähigkeiten gezielter nutzen, ausbauen und weiterentwickeln können, um sich optimal auf die Berufseinstiegsphase vorzubereiten. Auch wird gemeinsam das Thema Arbeitgebererwartungen angeschaut und diskutiert. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden die verschiedenen Aspekte rund um das Thema Bewerbung beleuchtet. Bereits im Studium den Bewerbungsprozess kennenzulernen, ist ein wichtiger Schritt für den erfolgreichen Übergang ins Arbeitsleben. Spannend finden die Studierende v.a. das Thema Bewerbungsgespräche. Dieses Thema stellt für viele eine Herausforderung dar. Daher ist es mir wichtig, dass eine vertrauensvolle Lernatmosphäre entsteht, so dass es einen geschützten Raum, auch für schwierige oder persönliche Fragen, gibt. Es ist schön zu sehen, wie man sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam eine angenehme Arbeitsatmosphäre schafft. Die Kombination von Input, Einzel- und wechselnden Gruppenarbeiten und vor allem das Einsetzen von verschiedenen Methodentools, trägt positiv dazu bei, dass die gesamte Lehrveranstaltung sehr abwechslungsreich strukturiert ist und dadurch die Motivation der Studierenden hochgehalten wird."
"„Es gibt nicht den einen Sinn des Sports, sondern Sport kann auf unterschiedliche Weise als sinnvoll erfahren und mit Sinn belegt werden.“ (Kurz, 1992). So existiert also nicht nur eine Perspektive des Sports, sondern dieser kann aus mehreren Blickrichtungen betrachtet und ausgeübt werden. Die Mehrperspektivität verfolgt das Ziel, die Handlungsfähigkeit der Schüler und Schülerinnen im Sportunterricht zu fördern. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet dies konkret, dass sie aus praktischen Erfahrungen entnehmen können, welchen unterschiedlichen Sinn sportliche Bewegung haben kann. Für die Lehrkräfte steht daher die Herausforderung, dass sie die Inhalte des Sportunterrichts in unterschiedlichen didaktischen Inszenierungen aufgreifen sollen, um so unter- schiedliche Sinndimensionen zu präsentieren. Im Seminar „Mannschafts- und partner*inbasierten Sport mehrperspektivisch kennenlernen und reflektieren“ werden daher die unterschiedlichen Perspektiven akzentuiert oder kontrastierend in den verschiedenen Sportarten des Bewegungsfelds Spielen von mir aufbereitet. Lob gab es von den Studierenden für die Organisation und Struktur der Sitzungen, den hohen Praxisbezug, die motivierte und motivierende Art der Lehrperson sowie das daraus entstehende gute Kursklima. Eine weitere Rückmeldung aus der Lehrevaluation lautete: „mir öffnet der Kurs die Augen, wie vielseitig Sportunterricht gestaltet werden kann“. “
"Das Lehrforschungsmodul im B.A. Sozialwissenschaften fordert fortgeschrittene Studierende auf, sich in Kleingruppen zusammenzuschließen und erste praktische Forschungserfahrungen zu sammeln. Aufgrund der vielfältigen Wahlmöglichkeiten im Studium entstehen so interdisziplinäre Forschungsgruppen, die sich in dieser Lehrveranstaltung eigenständig für eine Methode und einen thematischen Schwerpunkt im Bereich der Absolventenbefragung entscheiden sollten. Das Forschungsdesign der jeweiligen Gruppen wurde in Form von „Elevator Talks“ vor einem Experten des Forschungsfeldes (Dr. Sascha Kesseler) erprobt. Eine besondere Herausforderung war es, Absolvent*innen des BA Sozialwissenschaften zu finden, um sie dann zu befragen. Nach einigen Wochen konnten jedoch alle Gruppen des Seminars die in der Lehrveranstaltung besprochenen qualitativen Interviews erfolgreich anwenden und reflektieren. Nach der Datenerhebung und -auswertung wurden Poster und schriftliche Ausarbeitungen u.a. zu folgenden Themen eingereicht: Wie gelingt der Übergang vom Studium des Bachelor Sozialwissenschaften an der Universität Göttingen in den Beruf? Welchen Einfluss haben Praktika auf die Motivation während des Studiums in Bezug auf das Berufsleben? Welche Studieninhalte finden Anwendung im Berufsalltag? Was sind die Gründe für einen Studienabbruch? Einige Arbeiten des Seminars werden noch 2024 in Form eines Sammelbandes in der Reihe SowiPro veröffentlicht.“
"Das Tutorium “Soziale Ordnungen, wirtschaftliche Systeme” wurde begleitend zu der gleichnamigen Vorlesung angeboten. Das Modul soll Studierende thematisch mit Konzepten, Begriffen und Fragestellungen der klassischen Sozial- und Wirtschaftsethnologie vertraut machen, wie z.B. der Erhebung von Genealogien oder dem Beitrag der Ethnologie zum Verständnis von Wirtschaft. Im Tutorium wird dies vertieft und weiterführend Methoden zu Lesetechniken im Umgang mit wissenschaftlichen Texten etabliert. Hier war es mir wichtig eine kritische „ethnologische Perspektive“ in den Vordergrund zu rücken, bei dem nicht nur hinterfragt wird, was „uns“ selbstverständlich erscheint, sondern auch die Argumente der Autor*innen, wie auch sie selbst, kritisch einordnen zu können. Das Zusammenspiel einerseits von verschiedenen Methoden wie Murmelgruppen, Blitzlichtern, anfängliche Einschätzungen zum Lesetext („Wie erging es euch mit dem Text?“), kurze Wiederholungen wichtiger Konzepte der letzten Wochen am Anfang, sowie das gemeinsame Ausdenken von Klausurfragen am Ende, ermöglichte ein interaktives Miteinander, was auch Menschen, die den Text nicht lasen, einband. Auch war es mir ein Anliegen den Studierenden mitzugeben, dass es wichtig ist den Mut zu haben sich in Vorlesungen oder Gesprächen mit Dozierenden auszusprechen, sollten Verständnisfragen aufkommen oder Aussagen nicht richtig sitzen. Weiterhin ermöglichte ich eine offene Arbeitsatmosphäre dadurch, dass ich zu Anfang und währenddessen betonte, dass Meldungen nicht perfekt artikuliert und wissenschaftlich fundiert sein müssen, es kein Weltuntergang ist, wenn der Pflichttext mal nicht gelesen wird, weil es mental oder anderweitig nicht möglich war, und hin und wieder Ressourcen zu Anlaufstellen, wie der Gleichstellungsbeauftragten oder der Nightline, mitgab."
"Die Fachgruppe Geschlechterforschung organisiert seit einiger Zeit feministische Lesekreise im Rahmen des Moduls B.Gefo.11 „Gender, Selbstorganisation, Teamwork“, das angelegt wurde, um selbstorganisierte Projekte von Studierenden durchzuführen. Ziel des Moduls ist eine selbständige und kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemfeldern, diese gemeinsam theoretisch zu reflektieren und anhand dessen das zivilgesellschaftliche Engagement der Studierenden zu stärken. Das Modul ist für Studierende aus anderen Fachbereichen im Schlüsselkompetenzbereich geöffnet und beinhaltet neben dem Lesekreis auch andere Formate, wie etwa einen feministischen Wikipedia-Schreibzirkel. Ursprünglich aus der Idee heraus entstanden, die Blaustrumpf-Bibliothek zu durchforsten und Bücher daraus zu empfehlen, wurde bereits im Sommersemester 2021 ein erster Lesekreis ins Leben gerufen, um einen gemeinsamen Austausch über aktuelle feministische Sachbücher, Romane, Publikationen oder Klassikerinnen zu ermöglichen. Mittlerweile ist es üblich, dass im Voraus eine Auswahl von zwei (populärwissenschaftlichen) Sachbüchern getroffen wird. Hierbei wird besonders darauf geachtet, dass Themen abgedeckt werden, die in feministischen und auch universitären Kontexten bisher noch wenig Raum finden und zugleich einen leichten Zugang zum Feld schaffen. Seit einigen Semestern beobachten wir ein hohes Interesse an unserem Angebot und werden stetig durch positive Rückmeldungen dazu ermutig, dieses Format weiterzuführen. Besonders der Austausch zwischen Studierenden aus diversen Fachbereichen und die damit einhergehende Bandbreite an Perspektiven und Wissensständen nehmen wir und die Teilnehmenden als wertvolle Diskussionsgrundlage wahr, aus der viele neue Erkenntnisse wachsen können. Die selbstorganisierte Form der Veranstaltung, bei der sich alle Teilnehmenden eigenverantwortlich einbringen, soll Machthierarchien abbauen und einen Austausch auf Augenhöhe anregen. Der feministische Lesekreis ist als ein kollektives Projekt zu verstehen, dessen erfolgreiche Umsetzung der Mitgestaltung aller Teilnehmenden zu verdanken ist. Insbesondere möchten wir hier jedoch die aktiven Mitglieder der Fachgruppe Geschlechterforschung hervorheben, die das Format ins Leben gerufen haben, als Ansprechpersonen fungieren und die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Durch- und Weiterführung der Veranstaltung organisieren. Für unsere beiden Lesekreise im Wintersemester 2023/24 sind Anna Wadewitz, Jana Uhmeier, Paulina Gauly und Paula Schwab zu nennen."
Außerdem gratuliert die Sozialwissenschaftliche Fakultät den folgenden Lehrenden, die schon in den vergangenen Semestern durch good practice Lehrbeispiele auffielen, und die auch im Wintersemester 2023/24 beispielhafte Lehre abhielten:
- Isabelle Ewald (Sommersemester 2023)
- Prof. Dr. Katharina Kunze (Wintersemester 2021/22)
- Sonja Lewin (Wintersemester 2022/23)
- David Walli (Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/23)