Performanz, Erinnerung und Christentum bei den diasporischen Banabans in Fiji

Laufzeit von 01.09.2004

Dieses Forschungsprojekt untersucht die Beziehungen zwischen Religion, Erinnerung und Relokalisierung in einem diasporischen Kontext. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie eine displatzierte Gesellschaft in Ozeanien mimetische Prozesse strategisch einsetzt, um ihre historischen Erfahrungen mit Kolonisierung, Ausbeutung und Umsiedlung als verkörperte Erinnerungen zu re-präsentieren. Die Banabans, die ursprünglich aus dem Zentralpazifik stammen und nach Rabi Island in Fiji umgesiedelt wurden, gründen ihr soziales Gedächtnis und ihre ethnische Identität auf das Bewusstsein, Opfer und Überlebende imperialen Unrechts zu sein. Die Zugehörigkeit zum Christentum ist für dieses kollektive Selbstbild der Banabans von zentraler Bedeutung. So verwenden Banabans häufig das Exodus-Motiv der Befreiung aus der Unterdrückung und der Hinführung ins gelobte Land, wenn sie auf das Schicksal ihrer Gemeinschaft zurückblicken. Bibel und Christentum helfen den Banabans nicht nur, ihren Opfer-Diskurs zu legitimieren und im sozialen Gedächtnis zu verankern; es sind auch Instrumente der Ermächtigung, die es ihnen erlauben, sich in der Diaspora zu repositionieren. Eine Analyse der mimetischen Praxis dieser Gesellschaft soll jene historisch und kulturell spezifischen Prozesse der Inkorporation und Performanz freilegen, die für den re-konstruktiven und interaktiven Charakter des sozialen Gedächtnisses von grundlegender Bedeutung sind. Mimesis und Erinnerung spielen beim Herausbilden von Ortszugehörigkeit und christlicher Identität eine wesentliche Rolle.

Zuordnung zu Einrichtungen:
Institut für Ethnologie (zentral)

Personal:
Kempf, Wolfgang, Dr. (Leiter)