Planspiel Windenergie
PLANSPIEL ALS METHODE ZUR KONFLIKTVERMEIDUNG UND ENTSCHÄRFUNG BEIM AUSBAU DER WINDENERGIE
Eine tragende Rolle beim Aufbau einer regenerativen Energieversorgung spielt die Nutzung der Windenergie. Ihr Ausbau wird bundesweit flächendeckend vorangetrieben, doch stehen sich in diesem Prozess unterschiedliche Nutzerinteressen gegenüber. An vielen Orten kommt es im Rahmen des Planungsvorhabens derzeit zu großen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern.
Als besonders geeignetes Instrument zur Konfliktvermeidung und Entschärfung von Konfliktsituationen hat sich der Einsatz von Planspielen erwiesen.
1. Planspiel Windenergie
In einem interaktiven Planspiel für das Genehmigungsverfahren zum Bau von Windenergieanlagen simulieren die Teilnehmer das Verfahren zur Ausweisung von Windvorranggebieten in einer fiktiven Gemeinde. Dabei erleben sie die Möglichkeit, die planungsrechtlichen Anforderungen unter Beachtung naturschutzfachlicher Belange nachzuvollziehen.
Die Probleme, die in der fiktiven Gemeinde bestehen, ähneln jenen, mit denen viele reale Orte im ländlichen Raum zu tun haben: Die Gemeinde hat keinen finanziellen Spielraum, ein Kindergarten musste bereits geschlossen werden, und demnächst sollen auch noch die Busfahrpläne ausgedünnt werden. Um zumindest in Bezug auf die Energieversorgung zukunftsfähig zu sein und einen Beitrag zur CO2-Minderung zu leisten, aber auch um die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen, hat der Gemeinderat daher entschieden, in den kommenden Jahren Anstrengungen zu unternehmen, um zumindest im Gemeindegebiet durch Nutzung der Windenergie soviel Strom zu produzieren, wie die BürgerInnen verbrauchen. Nun sollen Windvorrangflächen ausgewiesen werden. Drei Investoren mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen stehen bereits in den Startlöchern, um Windkraftprojekte in der Gemeinde umzusetzen. In der Bevölkerung stoßen die Pläne der Gemeinde und der Projektierer jedoch nicht auf ungeteilte Zustimmung. Im Rahmen der Bauleitplanung haben die BürgerInnen Mitwirkungsrechte, die sie ihren Absichten entsprechend nutzen können.
2. Ziel
Im Planspiel Windenergie lernen die Teilnehmenden Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung an der Planung und am Bau von Windenergieanlagen kennen. Sie gehen mit kommunalem Planungsrecht um und erproben Möglichkeiten der Bürgerpartizipation beim Bau von Windenergieanlagen.
Zur Zielgruppe gehören
· Landeigentümer
· kommunale Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung
· Umwelt- u. Naturschützer
· Bürger
· ...
3. Ablauf
Vor Beginn des Planspiels erhalten die Teilnehmer eine Einführung zum Windenergie-Planungsprozess, am Ende steht ein ausführliches Debriefing.
Die Arbeit geschieht in zehn Gruppen à drei bis fünf Personen. Die Spielzüge erfolgen schriftlich und werden über die Spielleitung weitergeleitet. Zusätzlich können Plenumssitzungen (bspw. Bürgerversammlungen, Ratssitzungen) mit Protokollführung durchgeführt werden.
Das Planspiel dauert drei ganze Tage bzw. kann sich über zwei Wochenenden erstrecken. Die Zahl der spielenden Teilnehmer kann zwischen 30-50 Personen variieren. Zusätzlich arbeiten mindestens vier, besser sechs Personen in der Spielleitung.
4. Spielleitung
Die Spielleitung ist ständig über den Gesamtverlauf des Spiels informiert. Sie simuliert die gesellschaftliche und politische Umwelt (z.B. Behörden) und kann zusätzliche, nicht in der Ausgangslage vorgesehene Informationen einspielen (z.B. Brutplätze geschützter Vogelarten). Aus dieser Aufgabe ergibt sich die Anforderung an die Qualifikation der Spielleitung. Ihre Mitglieder müssen zwingend über Fachkompetenzen zum Bauplanungsrecht, zur Windenergietechnik und zur Planspielmethodik verfügen.
5. Infrastruktur u. Kooperation
Für die Durchführung eines Planspiels zur Windenergie werden benötigt:
· Raumbedarf: 10 kleine (oder notfalls 5 große) Räume, 1 Plenumsraum (50 Pers.)
· Raumausstattung: WLan in allen Räumen. Zusätzlich Beamer u. Leinwand im Plenumsraum
· Technik-/Materialausstattung: 11 Notebooks mit WLan, 2 schwarz/weiß Drucker, 1 Farbdrucker (möglichst A3), Zirkel u. Lineal, Papier
In Baden-Württemberg ist eine Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung möglich.