Südniedersachsen: Kompetenzregion oder Problemregion?

Finanzierung: Hans-Böckler-Stiftung

Laufzeit: Januar 2003 bis April 2003

BearbeiterInnen: Prof. Dr. Wolfgang Krumbein, Wilfried Wrensch

Vorstellung der Studie:
Im ersten Teil der Studie werden jüngere Daten zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in der Region Südniedersachsen (die Landkreise Holzminden, Northeim, Osterode, Göttingen und die Stadt Göttingen) aufgearbeitet. Folgende Ergebnisse sind hervorzuheben:

  • Fast alle Regionen Niedersachsens können im Zeitraum 1995 bis 2002 noch steigende Bevölkerungszahlen aufweisen. In Südniedersachsen geht im krassen Gegensatz dazu die Bevölkerungszahl zurück. Bei der Binnenbetrachtung der Region fällt auf, dass alle Teilregionen sinkende Zahlen aufweisen, besonders deutlich im Landkreis Osterode.
  • Die wirtschaftliche Entwicklung auf Basis der ‚Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB)‘ zeigt folgendes Bild. In allen Regionen Niedersachsens sinkt im Teilbereich ‚Produzierendes Gewerbe‘ die Beschäftigung, besonders deutlich in Hannover-Hildesheim und Südniedersachsen. Im Teilbereich ‚Dienstleistungen‘ steigen überall die SVB-Zahlen; das mit großem Abstand geringste Wachstum ist für Südniedersachsen festzustellen. Bei der Binnenbetrachtung der Region schneiden die Landkreise Northeim, Holzminden und Osterode deutlich schlechter ab als Göttingen und sein Umland.
  • Bei der Arbeitslosigkeit liegt Südniedersachsen ‚nur‘ auf dem vorletzten Platz. Allerdings läßt die Entwicklung im Zeitverlauf befürchten, dass Südniedersachsen auch bei der Arbeitslosigkeit demnächst die schlechteste Position im Bundesland einnehmen könnte. Innerhalb der Region stehen Northeim und Osterode besonders schlecht da.

  • Schlussfolgernd läßt sich feststellen: Die Bündelung von einzelnen vorletzten und letzten Plätzen hat der Region Südniedersachsen mittlerweile die Gesamt-Schlusslichtposition in Niedersachsen eingebracht. Falls der jetzt sichtbare Trend andauert, wird sich die Region zunehmend von Rest des Bundeslandes abkoppeln und im negativsten Fall in eine Abwärtsspirale geraten.

    Der zweite Teil der Studie enthält die Auswertung einer kleinen Zahl von vertraulichen Interviews mit ‚Entscheidern’ in der Region. Einige wichtige Ergebnisse sind: die Stärken der Region (z.B. die Hochschulen) werden nicht hinreichend genutzt; die Weiterentwicklung der Region hin zu einer ‚verfassten Region‘ erscheint einstweilen unrealistisch; eine Stärkung des Regionalverbandes läßt sich zur Zeit kaum durchsetzen; die Etablierung eines regionalen Frühwarnsystems (in Bezug auf drohende Unternehmensinsolvenzen) ist nicht von größerem Interesse. Der Akteursstruktur in der Region stellen die Interviewten ein schlechtes Zeugnis aus: es zeige sich zu wenig Bereitschaft zur Kooperation, es werde alles zerredet, die Interessenvertretung in Hannover und Berlin sei schlecht.

    Trotz dieser zunächst wenig Anlass zur Hoffnung gebenden Ergebnisse haben sich in den Interviews zwei Themenbereiche herauskristallisiert, in denen die regionalen Akteure Chancen zur Umsetzung gemeinsamer Projekte sehen: Erstens eine stärkere Integration der Wirtschaftsförderung auf der Ebene der Region und zweitens eine intensive Weiterarbeit im Rahmen einer Clusterpolitik in der Region (Stichwort: Standortmarketing-Konzept).

    Fazit: Die wirtschaftlichen Entwicklungstrends in der Region sind außerordentlich Besorgnis erregend. Allerdings können regionale und Landesakteure einer drohenden Abkopplung der Region von der Landesentwicklung noch entgegenwirken. Notwendig ist kurzfristiges und entschlossenes Handeln aller wichtigen Akteure.

    Veröffentlichungen:
    Krumbein, Wolfgang: Südniedersachsen: Kompetenzregion oder Problemregion?, in: Instituts-Schriftenreihe regionale trends, Heft 14
    Göttingen 2003

    Nähere Informationen und Möglichkeit zum Bezug