Unsichere Attribution


Team

Tillmann Dönicke, Computerlinguistik
Benjamin Gittel, Literaturwissenschaft
Luisa Gödeke, Linguistik
Anna Mareike Hofmann, Literaturwissenschaft
Anke Holler, Linguistik
Caroline Sporleder, Informatik


Beschreibung des Projektes

Das in der Initiative „Geistes- und Kulturwissenschaften -- digital: Forschungschancen, Methodenentwicklung und Reflexionspotenziale" geförderte Projekt zielt auf die Identifikation und Interpretation von unsicherer Attribution in fiktionalen und faktualen Texten.

Im Rahmen eines Mixed-Methods-Ansatzes widmet sich das Projekt drei zentralen Phänomenen unsicherer Attribution in literarischen Werken: (i) erlebter Rede, (ii) sog. reflexiven Passagen und (iii) sog. Overt-Narrator-Passagen. Das Projekt entwickelt komputationale Modelle, die es ermöglichen, diese bisher vor allem hermeneutisch untersuchten Phänomene auf Basis einer größeren empirischen Datengrundlage zu betrachten. Dabei soll das Zusammenspiel mikro- und makrostruktureller Faktoren durch die Kombination literaturwissenschaftlicher und linguistischer Analyseverfahren untersucht werden, um zu ermitteln, wo die Grenzen der sprachlichen Determination von Attribution verlaufen bzw. wo die literarische Resolution von Unsicherheit beginnt.

Unter Einbezug von journalistischen Gebrauchstexten soll die Übertragbarkeit der erstellten komputationalen Modelle auf faktuale Texte überprüft werden, wobei durch eine tiefe linguistische Analyse der identifizierten Passagen sowohl die Leistungsfähigkeit der erstellten Klassifikatoren inkrementell erhöht als auch die Sprachtheorie hinsichtlich der Funktionsweise von Zuschreibungen fortentwickelt werden soll. Darüber hinaus sollen die komputationalen Modelle genutzt werden, um Phänomene unsicherer Attribution in einer literaturhistorischen Longue-durée-Perspektive zu untersuchen.

Das Projekt ist interdisziplinär ausgerichtet und profitiert nicht nur von der konstant wachsenden Menge digital verfügbarer literarischer Texte, sondern auch von der gegenwärtig verstärkt zu beobachtenden Hinwendung der Linguistik zur Modellierung kontextabhängiger Bedeutung. Es leistet einen Beitrag zur Beantwortung der generellen Frage, inwieweit automatisierte Verfahren für die Reflektion genuin literaturwissenschaftlicher Problemstellungen dienlich sind. Zudem erweitert das Projekt das Spektrum computerlinguistisch modellierter Diskursphänomene und nutzt die Komplexität narrativer Strukturen, um die semantische Modellierung von Attribuierungs- und Perspektivierungsphänomenen empirisch und theoretisch zu unterfüttern. Schließlich werden auch wiederverwendbare Ressourcen (annotierte Korpora und Klassifikatoren) entwickelt, die auch für eine nicht im Bereich der Informatik ausgebildete geisteswissenschaftliche Nutzergruppe nutzbar sind.

Durch die Zusammenführung von linguistischen und literaturwissenschaftlichen Theorien sowie die Überführung dieser in computerlinguistische Modellierungen knüpft das Projekt an die interdisziplinären Arbeiten des Göttinger Zentrums „Textstrukturen“, sowie des fakultätsübergreifenden Göttingen Center for Digital Humanities an.


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