Vortrag von Dr. Thomas Gertzen am 24. November 2022 (Do.) um 18:00 Uhr ct.


Das Jubiläumsjahr der Hieroglyphenentzifferung durch J. F. Champollion bietet Anlass sich auch mit solchen Gelehrten auseinanderzusetzen, denen weniger Erfolg beschieden war, welche dem französischen Gelehrten aber den Ruhm missgönnten. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein vertrat Gustav Seyffarth ein alternatives System zur Lesung der altägyptischen Schrift und Sprache. Sein einziger Schüler und Nachfolger Maximilian Adolph Uhlemann bemühte sich - vergebens - darum, die Forschungsmeinung seines Lehrers in Göttingen zu verbreiten und sich so eine dauerhafte Anstellung an der Universität zu sichern. Dokumente in Archiven in Leipzig, Berlin und Göttingen vermitteln einen teilweise deprimierenden Eindruck einer gescheiterten Karriere eines hoffnungsfrohen jungen Akademikers, dessen zahlreiche Lehrveranstaltungen und Publikationen in Göttingen - darunter auch ein historischer Roman - heute weitgehend (auch innerhalb der Ägyptologie) in Vergessenheit geraten sind. Dennoch ist Uhlemann zu Lebzeiten für seine Forschungen sogar ausgezeichnet worden und war sein Scheitern keinesfalls vorherbestimmt.

Der Vortrag beleuchtet einen kleinen, wenig beachteten Ausschnitt der (Göttinger) Ägyptologiegeschichte und wirft die Frage nach dem wissenschaftshistorischen Umgang mit den 'Gescheiterten' der Fachgeschichte auf.

Sie können diesen als hybride Veranstaltung online über Zoom oder in Präsenz in Raum 2.739 im Kulturwissenschaftlichen Zentrum (Heinrich-Düker-Weg 14) besuchen.