02/08/2011: Einkommensentwicklung: Umverteilung setzt sich fort
In einem Gastbeitrag in der Berliner Zeitung skizzieren zwei Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) anhand neuer Daten zur Einkommensentwicklung die zu erwartenden Trends bei den Arbeitsentgelten. Ihre Prognose fällt düster aus und deutet darauf hin, dass sich der vielfach konstatierte Prozess der Einkommensumverteilung und der Zunahme der sozialen Ungleichheit (siehe z.B. 14.02.2011 und 03.01.2011) fortsetzt.
Wie Karl Brenke und Gert G. Wagner in der BZ zur jüngsten Entwicklung schreiben, seien die Arbeitsentgelte nicht nur hinter dem Anstieg der Wirtschaftsleistung zurückgeblieben, die ausgezahlten Löhne seien sogar gesunken. Im ersten Quartal 2011 hätten die Arbeitnehmer pro Kopf real 0,5 Prozent weniger Einkommen in der Tasche als ein Jahr zuvor, bei den Nettostundenlöhnen habe das Minus sogar 2,2 Prozent betragen. Zwar seien für die nahe Zukunft bereits Entgeltzuwächse abzusehen, bei den Löhnen jedoch würden die für 2011 vereinbarten Lohnsteigerungen nicht in allen Branchen die Teuerung auffangen. Und für das kommende Jahr zeichneten sich bisher auch noch keine höheren Lohnzuwächse ab. Gerade im wachsenden Teil der Wirtschaft, der keiner Tarifbindung unterliege, komme es wahrscheinlich nur zu spärlichen Lohnanhebungen.
Doch selbst wenn es zum prognostizierten Reallohnanstieg komme, so würden die Löhne längst nicht so stark wachsen wie die Vermögenseinkünfte. Daher werde sich der nunmehr zehn Jahre andauernde, und durch die jüngste Krise nur kurz unterbrochene Trend der Einkommensumverteilung zulasten der Arbeitnehmer fortsetzen.
Quelle: Berliner Zeitung vom 02.08.2011