05/12/2011: OECD: Einkommensungleichheit in Deutschland stark gewachsen
Nach Ergebnissen einer neuen Studie der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) zur Einkommensentwicklung in den OECD-Ländern, sei die Einkommensungleichheit seit 1990 in Deutschland erheblich stärker gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern. Während Deutschland in den 80er und 90er Jahren noch zu den eher ausgeglichenen Gesellschaften gehört habe, liege das Land inzwischen nur noch im OECD-Mittelfeld. Laut Studie hätten in 2008 die obersten zehn Prozent der deutschen Einkommensbezieher etwa achtmal so viel wie die untersten zehn Prozent verdient. In den 90er Jahren habe das Verhältnis noch bei 6 zu 1 gelegen.
In den beiden Jahrzehnten vor der Finanz- und Wirtschaftskrise seien die verfügbaren Haushaltseinkommen im OECD-Schnitt um 1,7 Prozent jährlich gestiegen, wobei die größten Gewinne zumeist auf die Gutverdienerhaushalte entfielen. In Deutschland sei diese Entwicklung besonders ausgeprägt: Insgesamt seien die realen Haushaltseinkommen hier um 0,9 Prozent pro Jahr gewachsen. In der untersten Einkommensklasse habe die Steigerung allerdings nur 0,1 Prozent betragen, während die zehn Prozent der am besten verdienenden Haushalte ihr Einkommen um 1,6 Prozent hätten steigern können.
Als Ursachen steigender Ungleichheit und einer zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich benenne die Studie das Auseinanderdriften von Löhnen und Gehältern. In den vergangenen 15 Jahren habe sich die Lohnschere zwischen den obersten und untersten zehn Prozent der Vollzeitarbeitenden um ein Fünftel erweitert. Aber auch zunehmende Teilzeitbeschäftigung sei ein Faktor, der zur Einkommensungleichheit beitrage (vgl. auch 30.11.2011 und 23.11.2011).
Quelle: OECD-Pressemitteilung vom 05.12.2011
Weiterlesen: OECD (Hg.) (2011): Divided We Stand: Why Inequality keeps rising.