Prof. Dr. med. Friedemann Nauck
Vortragsthema:
Seit dem Beginn der Umsetzung der Palliativmedizin in Deutschland vor 25 Jahren hat sich sehr viel bewegt. War es die Aufgabe der „Pioniere“ die Inhalte, Aufgaben und Strukturen von Hospizarbeit und Palliativmedizin zu entwickeln, zu verdeutlichen und zu etablieren, ist es nun die Aufgabe, sich für eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und bedarfsgerechte Hospiz- und Palliativversorgung ambulant und stationär einzusetzen.
Ein mitmenschlicher Umgang mit Leben, Sterben und Tod sowie der Erhalt von Autonomie und Würde Schwerstkranker und Sterbender waren und sind zentrale Themen der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin. Die palliativmedizinische Betreuung basiert auf der hohen Fachkompetenz sowie auf inter- und multidisziplinärer Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen wie Ärzten, Pflegenden, Seelsorgern, Psychologen, Trauerbegleitern, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die beeindruckende Entwicklung der Palliativmedizin darf nicht darüber hinweg täuschen, dass zur Gestaltung der Zukunft zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen sind. Das betrifft Fragen der Umsetzung im ambulanten und stationären Bereich, der Sicherung der Finanzierung, Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildung und Entwicklung der Forschung.
Diese zahlreichen Aufgaben müssen in Zukunft zunehmend durch die Kostenträger finanziert werden. Die besondere Aufgabe der Palliativversorgung mit dem Anspruch einer ganzheitlichen Versorgung im multidisziplinären Team benötigt jedoch mehr als Regelleistungen der Kostenträger. Innovationen wie tagesklinische Betreuung, ehrenamtliche Tätigkeit, neue Konzepte der Palliativversorgung in Netzwerken und die Herausforderung zunehmend auch Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen im Blick zu haben, die Einbußen ihrer Lebensqualität durch chronische Erkrankungen oder Demenzerkrankungen erfahren, lassen sich in Zukunft aus meiner Sicht in besonderer Weise durch Zustiftungen, die gezielt die Unterstützung und Sicherung innovativer, zukünftiger Forschungs-, Lehr- und Versorgungskonzepte vorantreiben und auch in anderen Bereichen der Medizin einsetzen.
Lebenslauf:
Seit Oktober 2006 ist Direktor der Abteilung Palliativmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen und Inhaber des Lehrstuhls und der Stiftungsprofessur für Palliativmedizin der Deutschen Krebshilfe.
Geboren am 27.5.1955 in Tübingen. Nach dem Krankenpflegeexamen 1975, Abitur 1979 (Bergisches Kolleg Wuppertal Zweiter Bildungsweg), Studium der Medizin an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms Universität Bonn.
Qualifikationen: Anerkennung zum Facharzt für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“ und „Palliativmedizin“.
Seit 1992 Forschungstätigkeiten in den Bereichen Schmerz- und Palliativmedizin Aufbau des Forschungsbereiches des Zentrums für Palliativmedizin (1. Lehrstuhl für Palliativmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Univ. Prof. Dr. med. Eberhard Klaschik).
Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), Chair Scientific Committee des 11th EAPC Congress Wien 2009 der European Association for Palliative Care (EAPC), Vorsitzender des Göttinger Ärztevereins