Prozesse der Konstituierung eines „Weltkulturerbes“ und dessen Bedeutung am Beispiel Angkors (Kambodscha)

Das ethnologische Vorhaben befasst sich anhand von drei Beispielen aus Kambodscha mit den Prozessen, die zur Konstituierung von Weltkulturerben durch die UNESCO führen bzw. geführt haben: der Tempelanlage von Angkor, die bereits seit 1992 von der Unesco auf die Liste der gefährdeten Weltkulturerbe gesetzt wurde; der Tempelanlage von Preah Vihear an der thailändisch-kambodschanischen Grenze, die 2008 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Das dritte Beispiel beschäftigt sich mit nicht-materiellen Kulturgütern, die gegenwärtig die kambodschanische Regierung als Ernennungsvorschlag an die Unesco in Erwägung zieht.
Am Beispiel Angkors (Siemreap-Distrikt) soll erforscht werden, welche Auswirkungen und Bedeutungen die von französischen Archäologen freigelegte und im Vietnam-Krieg und durch die Sogwirkung des internationalen Kunsthandels beschädigten monumentalen hindu-buddhistischen Anlagen von Angkor in der Lebenswelt vorrangig jener Menschen besitzen, die in dieser mit einer restriktive Zoneneinteilung (zum Schutz des Weltkulturerbes) versehenen Region leben. Zu untersuchen sind die verschiedenen, mit unterschiedlicher Handlungsfähigkeit, Interessen und Macht ausgestatteten Akteurgruppen, die, sich ergänzend und/oder konkurrierend, auf der lokalen, regionalen, nationalen, inter-/transnationalen Ebenen im Zusammenhang mit Angkor, das heute ein internationaler Tourismusmagnet darstellt, agieren (wird durch die Research Fellows Dr.Keiko Mura, Japan, und Dr. Baromey Neth, Kambodscha, untersucht).
Ähnliches gilt für die Tempelanlage Preah Vihear, deren Auszeichnung mit dem ruhmvollen und ökonomisch viel versprechenden label eines UNESCO-Weltkulturerbes heftige Grenzstreitigkeiten zwischen Kambodscha und Thailand hat aufflammen lassen; diese gehen auf eine umstrittene koloniale Grenzziehungen (durch die französische Kolonialmacht zu Beginn des 20. Jahrhunderts) zurück, haben jedoch durch die Ernennung eine neue Dimension erreicht (wird durch Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin untersucht).
Das Vorhaben Kambodschas, in naher Zukunft immaterielle Kulturgüter – performative Kunst – von der Unesco auszeichnen zu lassen, bietet die Möglichkeit, sozusagen im status nascendi die Prozesse der Auswahl, Entscheidungsfindung und Dokumentation durch verschiedenste Akteure zu untersuchen, die schließlich zu einem Vorschlag an die UNESCO führen (wird durch Aditya Eggert, M.A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, untersucht).

Projektleiterin:
Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin (Ethnologie)

Mitarbeiter:
Aditya Eggert, M.A.
Dr. Keiko Miura (Tokyo), Research Fellow
Dr. Baromey Neth (Phnom Penh), Research Fellow