The Relation of Medical Practice, Medical Knowledge, and Norms in Bioethics

Seit Längerem wird in der praktischen Philosophie und Bioethik das Verhältnis von ethischen Konzepten zu medizinischen, biologischen und technischen Fakten reflektiert. Hingegen ist es relativ neu, dass sozialwissenschaftliche Untersuchungen zu Einstellungen, Meinungen und Argumenten auch in Forschungsansätzen der Bioethik berücksichtigt werden. Diese neuere Entwicklung zeichnet sich unter dem Schlagwort „empirical ethics“ in der internationalen Fachdebatte ab. Wie sich die entwickelten ‚Normen’ und die theoretisch erfasste und beschriebene ‚Praxis’ – jeweils aus ethischer und sozialwissenschaftlerischer Perspektive – zueinander verhalten, muss genauer geklärt werden.

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Bislang fehlen allerdings systematische Übersichten zu den methodischen Vor- und Nachteilen der verschiedenen Ansätze sowie praxisorientierte Handreichungen für „empirical ethics“. Ziel des Workshops war es daher zu reflektieren, welche sozialwis-senschaftlichen Methoden hinsichtlich spezifischer ethischer Probleme aussagekräftig sind. Des Weiteren ist das Verhältnis von empirischer und theoretischer Erkenntnis der Praxis einerseits und der Begründung spezifischer Normen auf der Basis sozialwissenschaftlicher Beobachtungen andererseits nicht ausreichend geklärt. Daher gilt es, die Debatte um die „empirical ethics“ systematisch zu untersuchen und ihre Bedeutung für die Bioethik einzuschätzen. Drei zentrale Fragen leiteten dabei die interdisziplinäre Auseinandersetzung:


  • Welche Bedeutungen werden „Praxis, Wissen und Fakten“ (zusammengefasst als ‚Empirie’) in unterschiedlichen bioethischen Ansätzen zugeschrieben – und welchen Status haben dementsprechend empirische Untersuchungen aus bioethischer Sicht?

  • Welches Verständnis von Norm und ethischer Reflexion spiegelt sich in sozio-logischen und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen wider, die ihre For-schung als Beitrag zur Bioethik-Diskussion verstehen?

  • Welche Konsequenzen für konkrete interdisziplinäre Forschungskonzeptionen in der Bioethik ergeben sich aus dem jeweiligen Verständnis von ‚Empirie’ und ‚Norm’?