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Presseinformation: Neuordnung der linken Szene

Nr. 196 - 10.12.2024

Neue Studie untersucht Reaktionen der radikalen Linken auf den Gaza-Krieg

 

(pug) Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Debatte um Antisemitismus in Deutschland neu entfacht. Viele sind überrascht und empört, dass auch aus linken Milieus antisemitische Zwischentöne zu hören sind. Eine aktuelle Studie der am Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen angesiedelten Bundesfachstelle Linke Militanz analysiert, wie die radikale Linke tatsächlich auf den Gaza-Krieg reagiert.

 

Die Untersuchung fokussiert dazu auf Göttingen als Hochburg der radikalen Linken. Die Wissenschaftler analysieren an diesem Fall exemplarisch, welche Gruppen aus der linksradikalen Szene sich wie zum Gaza-Krieg positionieren. „Diese innerlinken Auseinandersetzungen haben Einfluss auf die bislang vorhandenen Identitäten und Strukturen“, erläutern die Autoren Philipp Scharf und Gregor Kreuzer. Die Studie zeigt, dass auch innerhalb der linken Szene die gesellschaftliche Debatte über Antisemitismus reproduziert wird. Es wird dabei sehr kontrovers darüber gestritten, was als Antisemitismus gilt und wer als antisemitisch betrachtet werden kann – oder nicht. „Anhand dieser Auseinandersetzung ordnet sich die linke Protestlandschaft derzeit neu“, so die Autoren.

 

Die Auseinandersetzung um den Nahostkonflikt und Antisemitismus hat eine lange Tradition in der radikalen Linken, die bis heute ein zentrales Erkennungsmerkmal der Szene darstellt. Es hat sich allerdings eine postkoloniale Szene herausgebildet, die eine alternative Definition des Antisemitismus in die Debatte einbringt und antizionistische Äußerungen als legitime Kritik zu etablieren versucht. Dieser Konflikt verläuft komplexer als bislang vielfach dargestellt. Der postkolonialen Herausforderung steht eine mitunter Antisemitismus-kritische Linke gegenüber, die sich gegen einen (linken) Antisemitismus engagierte. Diese innerlinken Konflikte um Begriffe und Deutungsmuster haben in Göttingen sowohl zu Mobilisierungserfolgen als auch zu organisatorischen Spaltungen innerhalb der radikalen Linken geführt.

 

„Die aktuelle Debatte deutet damit auf einen Zielkonflikt dominierender linksradikaler Deutungsangebote hin. Dieser äußert sich nun in einer organisatorischen Spaltung der Bewegung. Wie das Ergebnis dieses Neuordnungsprozesses aussieht, ist derzeit noch offen“, so die Autoren. „Die Studie liefert damit wichtige Impulse für eine vertiefte Auseinandersetzung und weitere Forschung zu diesem brisanten Thema.“

 

Die vollständige Studie „Welcher Antisemitismus? Der Gaza-Krieg in lokalen linken Zusammenhängen am Beispiel von Göttingen“ ist online unter www.linke-militanz.de/publikationen/welcher-antisemitismus/ zu finden.

 

Kontakt:

Bundesfachstelle Linke Militanz am Institut für Demokratieforschung

Philipp Scharf

E-Mail: philipp.scharf@uni-goettingen.de

 

Institut für Demokratieforschung

Direktor Prof. Dr. Simon T. Franzmann

Georg-August-Universität Göttingen

Weender Landstraße 14

37073 Göttingen

Telefon: +49 551 39-17 01 00 (Sekretariat)

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Internet: www.linke-miltanz.de sowie www.ifdem.de