Sinapin (Christian Möllers)

Das Rapsöl steht heute mit an der Spitze der gesunden und ernährungsphysiologisch empfohlenen Speiseöle. Die züchterische Entwicklung von neuen Rapsformen mit spezifischen Ölqualitäten eröffnet weitere Absatzmöglichkeiten – sowohl im Nahrungsmittelbereich - als auch im „Non-Food“-Bereich. Dabei wird die Wettbewerbsfähigkeit von Raps nicht zuletzt auch von der Qualität des Rapsmehls als Koppelprodukt der Ölgewinnung bestimmt. Um die Verwertungsmöglichkeiten der Rapssaat insgesamt zu verbessern, gilt es nicht nur die Ölqualität gezielt zu beeinflussen, sondern auch den Gehalt an wertmindernden Inhaltsstoffen im Schrot zu vermindern. Im Rahmen des vom BMFT geförderten Leitprojektes „Napus 2000 - gesunde Lebensmittel aus transgener Rapssaat“, wurden innerhalb eines größeren Forschungsverbundes konventionelle und gentechnische Ansätze zur Verbesserung der Rapssamenqualität verfolgt. Ein Schwerpunkt dieses Verbundvorhabens war es, die Proteinqualität des Rapses so zu verbessern, dass es als Alternative zu dem Sojaprotein für die Lebensmittelproduktion genutzt werden kann. Im Unterschied zur Sojabohne wurde der im Raps etwa 30 mal höhere Gehalt an Phenolsäureestern (s.u.) als eine mögliche Ursache für den vergleichsweise bitteren, adstringierenden Geschmack und die dunkle Farbe von Rapsproteinprodukten identifiziert. Darüber hinaus können Phenolsäuren und ihre Oxidationsprodukte Komplexe mit Aminosäuren und Proteinen bilden und dadurch den ernährungsphysiologischen Wert von Rapsproteinen reduzieren. Sinapinsäureester machen dabei den Hauptanteil der im Raps vorkommenden phenolischen Verbindungen aus. Unter diesen dominiert im Samen mengenmäßig das Sinapoylcholin (Sinapin), gefolgt von Sinapoylglucose sowie weiterer in geringerer Menge vorkommender Sinapinsäureester, die noch nicht vollständig charakterisiert sind. Die freie Sinapinsäure selbst kommt ebenfalls nur in geringen Mengen vor. Nach unterschiedlichen Angaben variiert der Sinapinanteil am Gesamtgehalt zwischen 70% und 80%.


Gesamtgehalt an Phenolsäuren (mg/100g) im ölextrahierten Samenmehl einiger Ölpflanzen (aus Shahidi und Naczk 1992)

  • Sojabohne 23,4
  • Baumwolle 56,7
  • Erdnuss 63,6
  • Raps 639,9



  • Hüsken, A., A. Baumert, C. Milkowski, H.C. Becker, D. Strack, and C. Möllers, 2005: Resveratrol glucoside (Piceid) synthesis in seeds of transgenic oilseed rape (Brassica napus L.). Theor. Appl. Genet. 111, 1553-1562.
  • Hüsken, A., A. Baumert, D. Strack, H.C. Becker, C. Möllers, and C. Milkowski, 2005: Reduction of sinapate ester content in transgenic oilseed rape (Brassica napus) by dsRNAi-based suppression of BnSGT1 gene expression. Molecular Breeding 16,127-138.
  • Zum Felde, T. , H.C. Becker and C. Möllers, 2006: Genotype x environment interactions, heritability, and trait correlations of sinapate ester content in winter rapeseed (Brassica napus L.). Crop Sci. 46, 2195-2199.
  • Zum Felde, T. , A. Baumert, D. Strack, H.C. Becker and C. Möllers, 2007: Genetic variation for sinapate ester content in winter rapeseed (Brassica napus L.) and development of NIRS calibration equations. Plant Breed. 126, 291—296.