Phytinsäure (Christian Möllers)

Züchtung auf niedrigen Phytinsäuregehalt im Rapssamen als Beitrag zur Reduzierung der Phosphatbelastung aus der Landwirtschaft

Der durch die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern verursachte hohe Phosphateintrag in landwirtschaftlich genutzte Böden stellt eine mögliche Gefahrenquelle für die Eutrophierung von Oberflächengewässern und des Grundwassers dar. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass monogastrische Nutztiere das im Samen von Pflanzen vorwiegend in Form von Phytinsäure gespeicherte Phosphor nicht oder nur sehr unvollständig verwerten können. Durch die Züchtung von Kulturpflanzenarten mit einem höheren Anteil an für Monogastrier besser verfügbarem anorganischem Phosphat (z.B. Calciumphosphat) könnte ein Beitrag zur besseren P-Verwertung von Futtermitteln und zur Reduzierung des mit Wirtschaftsdüngern ausgebrachten Phosphats in die Umwelt geleistet werden. Winterraps (Brassica napus L.) ist in Europa die weitaus wichtigste Ölsaat mit in den kommenden Jahren noch weiter ansteigenden Anbauflächen. Das nach der Ölextraktion verbleibende proteinreiche Rapsschrot stellt ein wertvolles Futtermittel dar. Bei den heute ausschließlich angebauten glucosinolatarmen Rapssorten zählt insbesondere die Phytinsäure zu den unerwünschten Inhaltsstoffen im Rapsschrot. Ziel laufender Forschungsarbeiten ist die Untersuchung der genetischen Variation im Phytinsäuregehalt im Rapssamen mit der Absicht, Genotypen mit einem hohen Anteil an anorganischem Phosphat und einem geringen Anteil an Phytinsäure bei unverändertem Gesamtphosphatgehalt im Samen zu identifizieren bzw. zu entwickeln. Gleichzeitig wird mit der Nah-Infrarot-Reflexionsspektroskopie (NIRS) eine physikalische Meßmethode für die schnelle, kostengünstige und ausreichend genaue Bestimmung des Phytinsäuregehaltes im Rapssamen entwickelt. Der Nachweis genetischer Variation im Phytinsäuregehalt und die Verfügbarkeit einer NIRS-Nachweismethode sollte die Züchtung von Rapssorten mit einem höheren Anteil an besser verfügbarem anorganischem Phosphat ermöglichen und langfristig stimulieren. Dadurch könnte ein Beitrag zur Reduzierung der durch die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern verursachten Phosphatproblematik in der Landwirtschaft geleistet werden.

  • Lickfett, T., B. Matthäus, L. Velasco, and C. Möllers, 1999: Seed yield, oil and phytate concentration in the seeds of two oilseed rape cultivars as affected by different phosphorus supply. European Journal of Agronomy 11, 293-299.
  • Möllers, C., T. Lickfett, B. Matthäus, and L. Velasco, 1999: Influence of P-fertilizer on phytic acid content in seeds of Brassica napus L. and development of a NIRS calibration. Proc. 10th Intern. Rapeseed Congress, 26-29 Sept., Canberra, Australia.