In publica commoda

Die Puzzlemethode im Physikunterricht der Sekundarstufe II: Verstehen durch Erklären?
Roland Berger & Martin Hänze (Kassel)

Ein drängendes Problem des Physikunterrichts ist die geringe Motivation der Schülerinnen und Schüler. Ein Ansatzpunkt, um hier Verbesserungen zu erzielen ist die Einbettung physikalischer Inhalte in Kontexte, die bei Schülerinnen und Schülern auf Interesse stoßen. Als Grundlage für unsere Untersuchung wurden daher Unterrichtseinheiten zum Rasterelektronenmikroskop und zum Mikrowellenofen ausgearbeitet.

Nach Deci & Ryan (1993) kann Motivation auch dadurch gefördert werden, dass die so genannten grundlegenden Bedürfnisse von Personen möglichst optimal gefördert werden. Dazu gehören das Erleben von Kompetenz und Autonomie sowie die soziale Eingebundenheit.

Wir sind davon ausgegangen, dass diesen grundlegenden Bedürfnissen im Rahmen der so genannten Puzzlemethode im Unterricht besonders gut entsprochen werden kann. Bei dieser Methode arbeiten sich Schülerinnen und Schüler in verschiedenen "Expertengruppen" in unterschiedliche Teilthemen des Unterrichtsgegenstandes ein. Anschließend werden die Gruppen so gemischt, dass zu jedem Teilthema ein Experte beteiligt ist. Diese Experten erklären sich in den "Unterrichtsgruppen" ihr jeweiliges "Expertenthema" gegenseitig. Man geht davon aus (vgl. z.B. Renkl, 1997), dass durch die Aufgabe des gegenseitigen Erklärens elaboriertere Verarbeitungsprozesse und damit ein besseres Verständnis als beim rein rezeptiven Lernen angeregt werden.

Im letzten Schuljahr wurde diese Methode hinsichtlich verschiedener Variablen (neben den "grundlegenden Bedürfnissen" wurden außer der Leistung u.a. die intrinsische Motivation und die Verwendung von Lernstrategien mit Hilfe von Fragebögen erfasst) mit der direkten Instruktionsform experimentell verglichen. Es hat sich dabei gezeigt, dass die grundlegenden Bedürfnisse und die selbstberichtete Anwendung tiefenorientierter Lernstrategien im Rahmen der Puzzlemethode deutlich besser gefördert werden und dies mit einer verbesserten intrinsischen Motivation korreliert. Hinsichtlich der Leistung hat sich pfadanalytisch ergeben, dass günstige Effekte der Gruppenpuzzlemethode auf die Leistung durch ein gesteigertes Kompetenzerleben in dieser Gruppe vermittelt werden.

Im laufenden Schuljahr steht der Vergleich mit herkömmlichen Lernzirkeln im Vordergrund.

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