In publica commoda

Die Bedeutung negativen Wissens für den Erwerb eines Verständnisses von Bau- und Funktionsprinzipien des menschlichen Blutkreislaufs
Marcus Hammann & Maike Ehmer (Kiel)

Fehler werden zunehmend als Chance für produktives Lernen und Förderung von Verständnis gesehen (Althof 1999). Im Zuge einer "Rehabilitierung von Fehlern als Lerngelegenheit" (BLK 1999) werden Lehr-Lernprozesse nicht mehr auf Verdrängung von Fehlern aus dem Unterricht ausgerichtet, sondern auf einen lernwirksamen Umgang mit ihnen. Diese Neuorientierung des Unterrichts basiert auf der Einsicht, dass zum Lernen stets Fehler gehören und dass Verstehen – gewissermaßen das Gegenstück zu Fehlern – durch Fehlermachen gefördert werden kann. Fehler können somit positiv als Erkenntnismittel begriffen werden, fehlerhafte Aufgabenlösungen als Annäherungen an naturwissenschaftliche Sachverhalte und als Zwischenschritte eines sich entwickelnden Verständnisses.

Es werden die Ergebnisse einer Instruktionsstudie vorgestellt, in welcher der Forschungsfrage nachgegangen wurde, welche Bedeutung negatives Wissen für den Erwerb eines Verständnisses von Bau- und Funktionsprinzipien des menschlichen Blutkreislaufes besitzt. Die Experimentalgruppe (n=23) erhielt einen Unterricht über den menschlichen Blutkreislauf, der durch die Methode des advokatorischen Lernens aus Fehlern gekennzeichnet ist (Unterrichtsmaterialien s. Hammann 2003). Die Kontrollgruppe (n= 24) erhielt den selben Unterricht, jedoch ohne advokatorisches Lernen aus Fehlern. Der Vor- und Nachtest bestand aus Aufgaben, deren Lösung ein Verständnis des menschlichen Blutkreislaufs voraussetzt.

Die Daten befinden sich in der Auswertung. Es wird erwartet, dass die Experimentalgruppe durch Fehleranalyse und Arbeit an Fehlern gelernt hat, Fehler in späteren Situationen zu vermeiden. Sie sollten durch advokatorisches Lernen aus Fehlern "negatives Wissen" oder "Abgrenzungswissen" (Oser et al. 1999) entwickelt haben, d.h. Wissen darüber, wie eine Sache nicht ist oder wie bestimmte Prozesse nicht auszuführen sind. Negatives Wissen ist nicht einfach nur "falsches" Wissen, sondern es dient als Ergänzung und Gegenstück zu dem Wissen, wie etwas ist. Es sollte stabilisierende Wirkungen auf das positive Wissen haben und ein Verständnis von Bau- und Funktionsprinzipien des Blutkreislaufes vertiefen.

Das Literaturverzeichnis kann beim Erstautor angefordert werden.

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