Interne und externe Fördermaßnahmen zur Kohärenzbildung beim Lernen mit multiplen Repräsentationen
Tina Seufert, Steffi Zander & Roland Brünken (Göttingen)
Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen, dass Lernumgebungen, die multiple Repräsentationen (z.B. Texte, Bilder, Tabellen etc.) enthalten, den Lernenden aufgrund des hohen Aufwands der mentalen Integration und Kohärenzbildung oftmals kognitiv überlasten. Es stellt sich demnach die Frage, ob und in welchem Ausmaß diese Überlastung durch Designverbesserungen (externe Förderung) oder durch die situative Unterstützung des Lernenden (interne Förderung) vermieden werden kann.
In drei experimentellen Studien wurden je 60 Lernenden Text-Bild-Kombinationen zum Herz-Kreislaufsystem dargeboten, mit dem Ziel die zentralen Inhalte der Texte sowie der Bilder zu verstehen. Eine der drei Versuchsbedingungen bestand dabei jeweils in einer rein visuellen Darbietung von sowohl Text als auch Bild, was zur Überlastung des visuellen Teils des Arbeitsgedächtnisses führen kann (Modalitätseffekt). Entsprechend wurde in einer zweiten Versuchsbedingung eine kognitiv weniger belastende audiovisuelle Darbietungsform kontrastiert. Die dritte Versuchsbedingung umfasst bei rein visueller Darbietung jeweils eine Lernhilfe, die den Lernenden strategisch bei der gezielten Aufmerksamkeitslenkung unterstützen sollte. Die erste Studie untersuchte die eher lokale Aufmerksamkeitsfokussierung auf den Text, die zweite auf das Bild, während in der dritten Studie die globale Kohärenzbildung durch eine Fokussierung der Text-Bild-Bezüge unterstützt wurde.
Der Modalitätseffekt konnte in allen 3 Studien wie erwartet repliziert werden, d.h. die audiovisuelle Präsentation der Inhalte war einer rein visuellen Darbietung jeweils überlegen. In Bezug auf die Lernhilfen fördert die textbezogene Unterstützung zwar die textbezogene Leistung und die Bildfokussierung förderte entsprechend die bildbezogene Leistung, aber nur die integrationsanleitende Hilfe konnte beide Leistungsbereiche und damit die globale Kohärenzbildung wirksam unterstützen. Demnach kann die modalitätsspezifische Überlastung des Arbeitsgedächtnisses neben einer audiovisuellen Präsentation auch durch gezielte Kohärenzbildungshilfen vermieden werden.