In publica commoda

"Ich will wissen was weiter passiert … ob sie wieder in ihr eigenes Leben zurückgekehrt ist" – Literarisches Verstehen und (inter)kulturelles Lernen
Jeanette Hoffmann (Berlin)

Im Rahmen meines Dissertationsprojektes mit dem Arbeitstitel Literatur als Medium (inter)kulturellen Lernens – eine empirische Rezeptionsanalyse im deutsch-polnischen Kontext untersuche ich Literaturrezeption in der Sekundarstufe I in Polen und Deutschland. Lesen wird dabei als Prozess der Bedeutungskonstruktion verstanden, der sich insbesondere in der dialogischen Auseinandersetzung über Literatur vollzieht. In dieser Anschlusskommunikation wird eine Möglichkeit des literarischen, moralischen und historischen Lernens gesehen.

Ziel der Untersuchung ist, (inter)kulturelle Lernprozesse in subjektiven Bedeutungskonstruktionen und interaktiven Bedeutungsaushandlungen in der (schulischen) Literaturrezeption zu rekonstruieren. Analyseleitend ist die Frage, wie das literarische Gespräch strukturell und semantisch durch die Teilnehmenden gestaltet wird, welche Sinndeutungen sich im Gesprächsprozess entfalten. Dies geschieht vor dem Hintergrund des Bedeutungspotenzials des literarischen Textes. In meinem Beitrag werde ich die Gestaltung literarischer Verstehensprozesse herausarbeiten.

In drei Klassen wurde im Literaturunterricht der zeitgeschichtliche Jugendroman Malka Mai von Mirjam Pressler gelesen, der aus den Perspektiven einer jüdischen Mutter und ihrer jüngeren Tochter die Geschichte einer Flucht im Jahr 1943 von Polen nach Ungarn erzählt. Neben der videogestützten teilnehmenden Beobachtung des Unterrichts habe ich lektürebegleitend mit ausgewählten SchülerInnen leitfadengestützte Interviews zu ihren Leseerfahrungen durchgeführt, die auditiv festgehalten wurden. Aus diesen Daten untersuche ich key incidents mithilfe der ethnographischen Gesprächsanalyse.

Die 14 bis 17-jährigen Jugendlichen besuchen neunte und elfte Klassen in drei weiterführenden Schulen in Deutschland und Polen. In allen Klassen befinden sich sowohl Schülerinnen mit deutschem als auch mit polnischem Hintergrund sowie vereinzelt SchülerInnen anderer Herkunft.

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