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Konzept des Sport- und Bewegungskindergartens

Der Sportkindergarten am Waldweg ist eine Einrichtung in freier Trägerschaft - getragen durch die Kindergartenbeiträge, unterstützt durch Kommune und Land - die nicht gewinnwirtschaftlich geführt wird.

Die Einrichtung umfasst eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von 22 Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren, die von 2 Erzieherinnen betreut wird. Häufig werden diese von einer Praktikantin - die einen Teil ihrer Ausbildung hier absolviert - in ihrer Arbeit unterstützt, so dass ein sehr guter Betreuungsschlüssel gegeben ist. Untergebracht ist die Gruppe in einem großzügigem Spielraum (65 qm) mit großer, heller Fensterfront, einer
Extra-Küche und einem modernen Waschraum. Ein wichtiger Aufenthaltsort für die Kinder ist auch das Außengelände des Uni-Sportzentrums, das für vielfältige Betätigung Raum bietet. Die große Rasenfläche bietet gute Möglichkeiten zum selbständigen Erforschen der Umwelt. Dies fördern die Erzieherinnen durch Aufstellung weniger einschränkender Regeln, so dass die Kinder sich sehr frei bewegen können. Außerdem ist ein eigener Spielplatz vorhanden.


Ziel der Einrichtung

Wie der Name der Einrichtung bereits ankündigt, ist Sport unser Schwerpunkt vor dem sonst üblichen Kindergartenablauf, wie Freispiel und Arbeiten nach Rahmenthemen.

Kinder besitzen ein ausgeprägtes Spiel-, Betätigungs- und Bewegungsbedürfnis. Die Motorik dient den Kindern in erster Linie zur Bewältigung ihrer Umwelt. Durch die Bewegung lernen sie die räumlich-gegenständliche und soziale Umwelt kennen und machen Erfahrungen mit ihrem eigenen Körper, ihrem Selbst. Das vielfältige und regelmäßige Angebot im Sport soll die physischen und psychischen Entwicklungsvorgänge im Kindergartenalter fördern. Es findet jedoch kein leistungsorientierter Sportunterricht statt! Aufgabe der Erzieherinnen ist es vielmehr, alle Kinder individuell zu unterstützen und zu fördern. Grundlage für eine optimale Förderung ist neben dem sehr guten Betreuungsschlüssel eine altersgemischte Gruppe. Hiermit ist ein großer Orientierungsbereich geschaffen, der den Kindern vielseitige Erfahrungs- und Handlungsmöglichkeiten bietet; gegenseitige Hilfeleistung, den Umgang mit jüngeren und älteren Kindern, der in der familiären Umgebung häufig nicht gegeben ist. Zudem kann durch dieses Zusammenleben das Feld der Sozialerfahrungen und das damit verbundene Wachsen des Sozialverhaltens ermöglicht werden.

Als biologischer Entwicklungsanreiz erhält die Bewegung eine immense Bedeutung. Insbesondere Haltungs- und Bewegungsapparat müssen in ihrer Entwicklung gefördert werden, um eine optimale biologische Entwicklung zu gewährleisten. Bei entsprechender Quantität und Qualität der Bewegungsreize treten unter anderem folgende Anpassungserscheinungen ein:


  • vielseitige Kräftigung des Knochen-, Band- und Muskelapparates

  • Zunahme des Herz- und Lungenvolumens (s. ökonomische Arbeitsweise)

  • Entwicklung des Nervenapparates

  • Die zunehmende Bewegungssicherheit und die damit verbundene verstärkte aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt hat eine zentrale Bedeutung für die Persönlichkeitsentfaltung der Kinder.
    Bewegung:


  • fördert das Selbstvertrauen und die Selbständigkeit

  • kann als Ventil für emotionale Spannungen dienen (Angst und Frustrationen abbauen)

  • steigert die Motivation

  • regt kognitive Prozesse an

  • fördert die Interaktionsfähigkeit

  • Die Bewegungserziehung ist kindorientiert und stützt sich auf das „VIELSEITIGKEITSPRINZIP". Auf diesem Grundsatz aufbauend wird eine Balance zwischen spielerisch-freiem Experimentieren und zielgerichteten Bewegungs-anweisungen angestrebt. Durch entsprechende Bewegungssituationen können so spielerisch motorische Fähigkeiten entwickelt und gefestigt werden. Das Handlungskonzept des Sportkindergartens ist gekennzeichnet durch die Integration von verschiedenen sportlichen Aktivitäten in den normalen Tagesablauf des Kindergartenalltags.


    Der Kindergartenalltag:

  • Freispiel (freie Wahl von Raum, Partner und Spiel)

  • gleitendes Frühstück (freie Wahl von Zeitpunkt und Dauer)

  • Sport (Turnen, Gymnastik, Schwimmen)

  • Spielangebote (Rahmenthemen)


  • Freispiele:
    Bedeutung und Sinn des Freispiels für die Kinder:

    Im Freispiel können die Kinder ihre Bedürfnisse und Neigungen sowie Probleme zum Ausdruck bringen. Sie können zum Beispiel aufgestaute Aggressionen ausleben und mit diesen umgehen lernen. Da Kinder ihre Umwelt erkunden und erforschen, ermöglicht ihnen das Freispiel, das Gesehene und Erlebte umzusetzen; dies kommt besonders im Rollenspiel zum Ausdruck. Den Kindern wird ermöglicht, weitere und neue Erfahrungen mit sich selbst und in der Gruppe zu erleben und zudem nach eigener Wahl Kontakte zu anderen Gruppenmitgliedern aufzunehmen. Im Freispiel erhalten die Kinder die Möglichkeit, sich ihr Spielmaterial selbst zu wählen, außerdem können sie über den Spielpartner - Platz und Dauer - selbst entscheiden. Hier können Phantasie, das Wahrnehmungsvermögen und kognitive Fähigkeiten angeregt und gefördert werden.


    Bedeutung des Freispiels für die Erzieherinnen:

    Die Erzieherinnen können durch Beobachtung den jeweiligen Entwicklungsstand, die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines jeden Kindes individuell erfassen. Spielpartnerschaften und -gemeinschaften sind so erkennbar, Probleme, Ängste und Hemmungen der einzelnen Kinder können erkannt werden. Aufgrund dieser Beobachtungen, können die Erzieherinnen gezielte Anregungen, Unterstützung und Hilfe entwickeln - eine individuelle Förderung ist möglich! Auch können sie Arbeits- und Spielangebote gezielt für einzelne Kinder oder Spielgemeinschaften anbieten und durchführen.
    Die Erzieherinnen verstehen sich als Partner der Kinder, die sie als Persönlichkeiten respektieren, jedoch von ihnen gleichfalls Respekt einfordern. Die von ihnen aufgestellten Regeln sollen das Leben in der Gemeinschaft erleichtern, nicht jedoch hierarchische Strukturen manifestieren.


    Gleitendes Frühstück:

    Das gleitende Frühstück bietet den Kindern die Möglichkeit, den Zeitpunkt und die Dauer selbst festzulegen. Hierdurch können die Kinder, die eventuell zu Hause noch nicht gefrühstückt haben, früher ihr Essen zu sich nehmen als andere Kinder, die bereits zu Hause gefrühstückt haben. Außerdem entsteht kein Drängen zum schnelleren Essen der Kinder, die gemütlich und langsamer frühstücken, aufgrund der übrigen Kindergruppe, die nach beendeter Mahlzeit unruhig wird. Zudem wird so ein unnötiges Warten der Kinder weder erwartet noch gefordert.
    Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass die Kinder nicht mehr aus ihrem Spiel herausgerissen werden müssen. Dies ist - besonders im Sportkindergarten ein sehr wesentlicher Aspekt, da die jeweiligen Sportaktivitäten den Tagesablauf des Kindergartens so stark mitbestimmen, dass die Kinder über geringere Freispielphasen verfügen. Aufgrund dieser Überlegungen erscheint es sinnvoll, das gleitende Frühstück in das Freispiel zu integrieren; es wird gegliedert durch die gemeinsamen Sportstunden. Der gemeinsame Gang zur Sportstunde entwickelt und stärkt die Gruppengemeinschaft- sind alle Kinder da? - leitet gemeinsame Aktivitäten ein und fördert das Verständnis im Zusammensein einer Großgruppe (z..B. Rücksichtnahme, Zuhören), wie es sonst im Stuhlkreis eingeübt und erfahren wird. Das selbständige An- und Auskleiden zu den Sportstunden fördert die motorische Sicherheit, welche sich dann zum Beispiel in einer besseren Motorik beim Basteln und Spielen im Kindergarten widerspiegelt.


    Sport:

    Das Sportangebot im Kindergarten beinhaltet Turnen (an Großgeräten), Gymnastik (mit Kleingeräten, Tanz und Spiele) und Schwimmen; es wird unter fachkundiger Anleitung von Sportstudenten und Sportlehrern durchgeführt.


    Turnen:

    Es stellt die Grundbewegungen (Klettern, Schwingen, Springen, Laufen, Rollen, Stützen etc.) in den Vordergrund. Die Kinder sollen die Möglichkeit haben, an Großgeräten Bewegungserfahrungen zu sammeln und auszuweiten, sowie individuelle Fertigkeiten zu erlernen. Die Schulung des Gleichgewichts, der Koordination, Kraft und Ausdauer finden in dieser Stunde besondere Berücksichtigung. Themen der Stunde werden aus dem Themenangebot im Tagesablauf des Kindergartens aufgenommen, oder neue Themen werden hier begonnen und im Kindergarten wieder aufgegriffen.


    Gymnastik:

    Schwerpunkt dieser Stunde ist der Umgang mit verschiedenen Materialien (z. B. Bälle, Seile, Reifen, Alltagsmaterialien) und die musikalisch-rhythmische Bewegungsanleitung. Durch selbständiges Ausprobieren der Kinder und durch die Anregungen von Seiten der Sportleitung wird die koordinative und sensomotorische Entwicklung gefördert, sowie Kreativität, Phantasie und Kooperation angeregt.


    Schwimmen:

    Durch vielseitige Bewegungsvariationen soll eine allgemeine Wassererfahrung und die Wassersicherheit erreicht werden. Neben dem freien Üben, Spielen und Experimentieren der Kinder unter Aufsicht findet ein zielgerichtetes Üben mit der Gruppe sowie die individuelle Arbeit mit einzelnen Kindern statt (Förderung der Schwimmer, Hilfe für ängstliche oder gehemmte Kinder). Das aktive Bewegen im Wasser bedeutet nicht nur einen hohen gesundheitlichen Wert für die Kinder (bessere Durchblutung der Haut, Stärkung der Abwehrkräfte, allgemeine Kräftigung der Muskulatur, Verbesserung der Ausdauer); darüber hinaus kann das Kind durch das Erleben und Erkennen der eigenen Fähigkeiten im Wasser das Selbstwertgefühl und das Vertrauen auf das eigene Können steigern.


    Spielangebote (Rahmenthemen):

    Die Themen sind ausgerichtet auf Feste, Feiern, Jahreszeiten und auf die Interessen der Kinder. Sie werden nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet und situativ gestaltet. Dabei werden die Möglichkeiten des Kindergartens voll genutzt: Werken, Basteln, Singen, Musizieren, Malen, Gespräche, Spaziergänge, Ausflüge, Experimente und der Sport gehören dazu.