Erfahrungsbericht Groningen (2000 - 2001, A)


Euroculture Jahrgang 2000/2001
by Urte Böhm





allgemein:

  • Wenn Ihr es zeitlich und finanziell leisten könnt, lohnt es sich, den Sprachkurs tatsächlich in Groningen vor Beginn des Studiengangs im Sommer zu machen, weil es später recht stressig ist.

  • Wie auch die Leute vor mir, empfehle ich dringend, Eure Referate möglichst früh zu legen, denn sonst kommt Ihr im Dezember mit Eurem IP Paper in Zeitstress. Wenn möglich, Referat zum Thema, vielleicht wird ja nach einer Überarbeitung ein IP Paper aus dem einen oder anderen Referat.

  • es ist sinnvoll, relativ früh im ersten Semester eine Idee davon zu entwickeln, worum es in der Master’s Thesis gehen soll, welche theoretischen Ansätze, Fragestellungen eine Grundlage darstellen könnten. Im 2. Semester ist nicht viel Zeit, sich in komplett neue Konzepte oder Probleme einzuarbeiten. Man muss dort schon recht früh/schnell Outlines mit Kapitelstruktur abliefern, was schlicht unmöglich ist, wenn man sich komplett neu einarbeiten muss. Am besten ist es, wenn man auf dem IP Paper aufbauen kann.

  • keine Angst vor dem IP, dort wird auch nur mit Wasser gekocht, versucht, Eure interessantesten oder kontroversesten Punkte aus dem Paper rauszuarbeiten im Vortrag, sonst referieren alle über das Gleiche und die Konferenz ist dröge. Versprüht Witz und Charme :) (natürlich nur neben wissenschaftlichem Tiefgang).


  • Zu Groningen:
  • Es ist wichtig, den Antrag auf Erstattung der tuition fees möglichst bereits im Februar zu stellen, da sonst nicht der komplette Betrag zurückerstattet wird, für jede Verspätung gibt es Abzüge, die pro Monat ca. Fl 200 betragen. Nehmt Kontakt zur Koordinatorin in Groningen auf, um zu klären, wann Ihr Eure Einschreibe-Unterlagen bekommen könnt, und ob Ihr die Broschüre mit dem Antragsformular schon bekommen könnt, bevor Ihr in Groningen wohnt. Um den Antrag zu stellen, braucht man aber bereits ein Konto In Groningen, was auch erst möglich ist, wenn man bereits eingeschrieben ist...

  • Wohnungssuche: es scheint so, als wenn in Groningen die Zimmer in der Regel recht kurzfristig vergeben werden. Bei mir persönlich hat es nichts gebracht, daß ich bereits im Herbst überall Zettel aufgehängt habe, erst im Februar habe ich darauf Reaktionen bekommen. Aufhängen kann man Zettel im Harmonybuilding, in der Kunstakademie Minerva, in nahezu allen Supermärkten (Albert Hein). Dann gibt es noch die Online Wohnungsbörse für die Niederlande, wo ca. 100.00 Gesuche aufgegeben werden und 10 Angebote. Lautet www.kamerspot.nl . Lohnt sich trotzdem, sich dort einzutragen. Außerdem kann man in der Unizeitung UK für ca. 10 FL eine Kleinanzeige schalten. Das Büro ist direkt beim Harmonybuilding, dort liegt auch immer die aktuelle Ausgabe mit dem Anzeigenformular aus. Finanziell scheint es keinen Unterschied zu machen, ob man im Studiwohnheim oder privat wohnt, aber von der Wohnqualität auf jeden Fall. Ich habe mir privat etwas gesucht, was zwar im vorhinein etwas mehr Stress und Unsicherheit bedeutet, aber sich auf jeden Fall gelohnt hat.

  • Wohnungseinrichtung: gibt es bei Mamma Mini, ein Gebrauchtwarenladen, der alles hat, und es gibt jeden Tag neue Sachen, meistens auch brauchbar und immer billig.

  • so lange Ihr noch keinen Computer-account habt, könnt Ihr in der öffentlichen Bibliothek 7 Tage in der Woche ins Internet (1 FL/15 Minuten).

  • Überhaupt, sowohl die öffentliche Bibliothek, als auch die Universitätsbibliothek sind ziemlich gut ausgestattet und können durchaus über ein paar Regentage (wovon es genug gibt) hinweghelfen. In der Unibibliothek kann man normalerweise nur eine recht geringe Zahl Bücher ausleihen, wenn ihr mehr als diese Menge benötigt, zum Ausleihschalter gehen und beantragen, mehr ausleihen zu dürfen. Das ist kein großes Ding und verhindert, dass man alles immer sofort wieder zurückgeben muss. Überhaupt, Bücherausleihen scheint dort nicht so üblich zu sein, das heißt auch, dass die Bücher , die Ihr sucht, wohl meistens da sein werden. Wichtig ist, dass Ihr auch bei der Bibliothek noch einmal Eure Groninger Adresse angebt, wenn Ihr Euren Ausweis erhalten habt, es kann sein, dass das noch nicht weitergeleitet worden ist. Kopieren in den Bibliotheken geht nur mit Copy Cards, die es bei der Information im Harmoniegebäude, aber auch beim Pförtner in der UB gibt. Ach, und nicht erschrecken, wenn die Bibliotheken im März nur so überquellen mit Studierenden – es ist dann Prüfungszeit, alle sind ganz aufgeregt und halten sich nur noch dort auf, was sich aber im April wieder legt. Und dann heißt es – aufatmen!!!!

  • während des Semesters in Groningen ist kaum Zeit, einen (weiteren) language course zu machen, weil - zumindest dieses Mal - sich die Unterrichtszeiten mit dem research seminar überschnitten haben. Aber man kann auch in das self study center gehen und wenigstens ein bisschen was tun. klärt das mit der Koordinatorin ab wegen der Kosten, die für die Nutzung des self study centers anfallen.

  • Entertainment: Kinos gibt es einige sehr gute, besonders das Filmcentrum Poelestraat ist zu empfehlen, super Programm-Kino. Wer sich auch für alternative Kulturangebote interessiert, sollte mal in der Vera vorbeischauen, dort gibt es Konzerte, Kino, Samstag Tanzabend und kostenlose Konzerte mit meistens lokalen Bands. Achtung am Koniginendag, da geht hier die Hölle los und es gibt kaum jemanden, wer nicht mehr oder weniger ‚banal nationalism’ fröhnt und sich mit aufblasbaren streng orange gefärbten Kronen gewandet. Klar, das nahezu jeder Haushalt auch eine niederländische Flagge ans Tageslicht zerrt und in der festinstallierten Halterung außen am Haus in Form bringt.

  • Das Museum ist auf jeden Fall zu empfehlen, dort gibt es immer wieder wechselnde Sonderausstellungen mit moderner Kunst, Fotographie etc. Außerdem ist schon die Architektur des Gebäudes unglaublich toll. Das Museum findet Ihr, wenn Ihr vom Bahnhof in die Innenstadt geht. Es ist in die Gracht hineingebaut.

  • wer sich sportlich betätigen möchte, wird wahrscheinlich sich für den Uni-Sport interessieren, das ist aber noch weiter weg als es in Göttingen ist, außerdem auch total überlaufen...Alternativ einfach zwei Badminton Schläger kaufen und im Park spielen, oder ins Gym: Springs am Grote Markt hat sich als ganz okay erwiesen, es sind nicht nur ‚Pumpis’ da und man hat einen netten Blick über den Marktplatz.

  • Apropos Marktplatz - Verpflegung: Markt ist immer Di, Fr, Sa und es lohnt sich preislich wirklich, auf dem Markt einzukaufen. Günstiger als im Supermarkt. Biosachen und Nützliches für VegetarierInnen und VeganerInnen gibt es im Bioladen auf dem Gedempte Zuiderdiep, ungefähr auf der Höhe der Strasse, wo man auf sie trifft, wenn man vom Bahnhof in die Innenstadt geht. Auf dieser Strasse ist auch wahrscheinlich der beste Falafel-Laden der Stadt (Maoz-Falafel), ein ganz kleiner Laden mit Salatbüffet.

  • Fahrräder: es lohnt sich auch bei dem schrottigsten Rad, ein dickes Schloss zu besorgen, sonst kann es passieren, dass es schon nach ein paar Tagen oder Wochen den/die BesitzerIn wechselt. Bei den verschiedenen Second Hand Fahrradläden lohnt es sich, nicht gleich das erstbeste zu nehmen, es kann schon sein, dass am nächsten Tag ein besseres Rad für weniger Geld angeboten wird, das scheint auch ein bisschen nach Saison zu variieren.

  • Wenn Ihr mal eine Auszeit von Eurer Arbeit braucht: den Strand im Norden zu suchen, ist sinnlos, da gibt es nur Deiche und Beton, aber die Insel Schiermonikoog (oder so ähnlich) ist super, um mal rauszukommen. Es gibt alles: Badestrand, Dünen, Fahrräder (auch zu leihen für ein paar Gulden), ein kleines Dorf und meistens wohl viele andere Gäste. Die Fähre fährt ab in Lauwersoog (von Groningen auf der N361 Richtung Winsum fahren), ein Return-Ticket kostete dieses Jahr FL 22,40.


  • So, das reicht erst einmal Ihr wollt ja auch noch ganz viel selber rausfinden. Wer gerne mehr über einzelne Punkte wissen möchte, kann sich gerne per eMail bei mir melden. Werde dann versuchen, Eure konkreten Fragen zu beantworten.