Erfahrungsbericht Groningen (2000 - 2001, B)


Euroculture 2000/1
by Nadine Baumann




Wie Ihr ja schon längst wißt, müßt ihr im ersten Euroculture Semester drei Scheine machen und zwei Vorlesungen besuchen. Generell empfiehlt sich langfristig zu planen, um sich späteren Zeitdruck zu ersparen. Auch solltet Ihr in Euren Seminaren unbedingt von Anfang an deutlich machen, daß ihr benotete Scheine benötigt. Allgemein läßt sich jedoch sagen, daß der Arbeitsaufwand durchaus zu bewältigen ist, und wer clever plant hat schon bis Januar alle Scheine beisammen.

Im Tutorium habt Ihr die Möglichkeit auf Schwierigkeiten aufmerksam zu machen oder Verständnisfragen zu klären. Das Kolloquium bietet ein Diskussionsforum in dem Ihr mit Professoren aus den verschiedenen Fachbereichen interdisziplinär Fragestellungen erörtern könnt. Beide Veranstaltungen müssen regelmäßig besucht werden und sind auch empfehlenswert, zum Beispiel im Hinblick auf das Thema Eurer Abschlußarbeit. Diese Foren sollten meiner Meinung nach stärker genutzt werden, um potentielle Themen zu besprechen. Damit wären wir auch schon bei der Thesis. Ich kann nur jedem raten: frühzeitig entscheiden worüber Ihr schreiben wollt! Möglichst schon mal einlesen, besprechen und sich Anregungen holen. Ratsam ist demzufolge, bei dem Thema des IP zu bleiben und auch schon mal provisorische Literaturlisten in der Tasche zu haben wenn ihr am Zielort ankommt.

Wer nach Groningen geht ist auf jeden Fall im Vorteil. Man kann sich über die dortige Organisation in keiner Weise beklagen. Es findet sich auch immer ein Ansprechpartner. Ratsam ist den Kontakt zum supervisor aufzunehmen, sobald der Euch zugeteilt wurde. Ihr könnt auch Wünsche äußern, wenn Euch zum Beispiel vom IP her schon jemand bekannt ist. Die Absprachen mit dem supervisor sind maßgeblich für den Erfolg der Thesis. Deswegen sollte man unbedingt gleich eventuelle Probleme ansprechen. Da Ihr nur zweimal die Woche Seminar haben werdet, seid Ihr von der Zeiteinteilung recht frei. Am besten ist es aber von Anfang an Literatur und Gliederung der Arbeit festzulegen, dann kann Euch eigentlich auch nichts mehr passieren. Je eher Ihr fertig werdet, je mehr könnt Ihr die Stadt genießen!

Bevor Ihr jedoch an der Uni landet, gilt es sich eine geeignete Bleibe zu suchen. Ob Ihr der Wohnheim-, Eigenbrödler-, oder WG-Typ seid müßt Ihr schon selbst entscheiden. Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Der Wohnungsmarkt in Groningen ist gut ausgelastet und wenn Ihr nicht gerade ein Auto habt, um vorher auf Wohnungssuche zu gehen, kann es später knapp werden. Da ich selbst in einem der internationalen Studentenwohnheime gewohnt habe, kann ich hier auch nur darüber Auskunft geben. Natürlich ist das Leben im Wohnheim, für jeden, der vorher noch nicht im Ausland studiert hat ein Muß. Man lernt die unterschiedlichsten Leute sehr schnell kennen und es ist immer was los. Das Problem ist nur, daß Ihr in dem ganzen Lärm eine Master-Thesis schreiben müßt. Natürlich gibt es jede Menge Vorteile, die lästige Frage nach Möbeln braucht ihr Euch gar nicht erst zu stellen und sonst ist eben auch alles da, was man braucht. Solltet Ihr Euch trotz der extremen Ablenkungsgefahr nun für das Wohnheim entscheiden wendet Euch frühzeitig an das housing office:
e-mail: SHBS-G@dehuismeester, Ihr erhaltet dann ein Formular. Viele Wohnheime sehen von innen nicht gerade rosig aus. Ich kann aber die Moesstraat empfehlen. Es bringt nichts sich direkt an die Wohnheime zu wenden, weil die Plätze generell über das housing office vergeben werden. Die Miete liegt bei Einzelzimmern in der Regel zwischen 450-550 Gulden und ist damit nicht gerade günstig. Einzelzimmer sind übrigens Mangelware.

Wichtig ist, daß ihr rechtzeitig die sogenannten tution fees bezahlt, damit ihr sie auch vollständig zurückbekommt. Nicht locker lassen, denn in Groningen ist sowieso alles etwas teurer als hier. Leider gibt es keine Mensa und kein „richtiges“ Brot. Dafür aber dreimal die Woche Markt und Frikadellen aus dem Automaten. Lebensmittel kauft man am besten bei Aldi und Basis. Obst und Gemüse gibt es günstig auf dem Markt. Der Geheimtip für deutsches Brot, das einzige, was ich wirklich vermißt habe, ist ein Brotstand der ab und zu auf dem Markt auftaucht. Entweder Ihr geht den bei ähnlichen Entzugserscheinungen suchen oder Ihr müßt selber backen. Ansonsten lohnt es sich immer Preisvergleiche anzustellen, vor allem bei Drogerien.

Groningen ist auf jeden Fall eine sehenswerte Stadt, die ähnlich wie Göttingen mit Studenten auf Fahrrädern bevölkert ist. Soweit ich weiß, hat leider niemand aus unserer Gruppe großartig Kontakt zu Holländern gehabt. Daran schließt sich auch schon die Frage nach der Notwendigkeit eines Sprachkurses an. Jeder in Holland spricht mindestens englisch und nicht nur auf dem Markt kommt ihr sowieso auch mit deutsch durch. Für das Verständnis und aufgrund mangelnden Kontaktes ist der Sprachkurs demnach nicht erforderlich. Ich habe allerdings den Kurs mitgemacht und in der Zeit tolle Leute kennengelernt. Von daher kann ich eigentlich nur empfehlen den Kurs zu besuchen, da man für jede Menge Spaß auch noch ein Zertifikat bekommt und nichts bezahlen muß. Außerdem ist es schon ein echtes Erfolgserlebnis, wenn man an der Kasse mal nicht als Deutscher auffällt, weil man wenigstens „Danke“, „Nein ich habe keine Spar-card“ und „Schönes Wochenende“ sagen kann.

Zuviel will ich nicht über Groningen verraten. Die Stadt spricht meiner Meinung für sich selbst. Ihr habt dort jede Menge Möglichkeiten Euch kulturell weiterzubilden. Es gibt endlich mal Kinos, die nur Filme im Original zeigen, mehrere Museen, ständig Trödelmärkte, Konzerte, Kneipen,... Wenn man manchmal durch die Stadt geht, fragt man sich fast, warum da schon wieder so eine Art Volksfest ausgebrochen ist. Persönlich hatte ich ausschließlich nette Begegnungen mit den Holländern. Allgemein hatte ich den Eindruck einer lebensfrohen Stadt, deren Atmosphäre einen regelrecht mitreißt. Deswegen kann ich Dich nur beglückwünschen, wenn Du nach Groningen gehst und ich wünsche allen ein schöne Zeit egal wo.

PS: Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: nadinebaumann@gmx.de