21/02/2012: Erster Fortschrittsreport zur altersgerechten Arbeitswelt erschienen
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat den ersten Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“ veröffentlicht. Der Report präsentiert Daten und Analysen zur Entwicklung des Arbeitsmarkts für ältere Beschäftigte. Er knüpft an den 2010 erschienenen Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer Aufbruch in eine altersgerechte Arbeitswelt an, bietet aber in Bezug auf die Erwerbsbeteiligung Älterer wenig Neues und geht über die Frage der existenzsichernden Beschäftigung im Alter hinweg.
Wie das Arbeitsministerium in einer Pressemitteilung dazu verlauten ließ, fasse der Report aktuelle Daten, Trends, Analysen sowie neueste wissenschaftliche Studien und Praxisbeispiele zum Thema „Arbeiten bis 67“ zusammen. Zu den wichtigsten Ergebnissen des Fortschrittsreports gehöre, dass die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen weiter gestiegen sei von 38,4 Prozent im Jahr 2009 auf 40,8 Prozent im Jahr 2010. Arbeitsministerin von der Leyen habe diesbezüglich von einem „beachtlichen Erfolg“ gesprochen, dabei aber auch auf die Tatsache hingewiesen, dass nach wie vor noch viel zu wenige Menschen über 55 Jahre den Sprung aus der Arbeitslosigkeit zurück in den Beruf schafften.
Über die Art der Erwerbstätigkeit und damit über die Qualität der Arbeit gibt der Report allerdings keine Auskunft. Er verweist allein auf die Tatsache, dass der Anstieg der Erwerbstätigkeit Älterer „insbesondere auch durch die Zunahme der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse zu erklären“ sei (S. 23). Inwieweit es sich im Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung handelt wird ebenso wenig aufgeschlüsselt wie die Verteilung der älteren Erwerbstätigen auf die weiteren Erwerbsformen etwa als mithelfende Familienangehörige, Selbständige oder geringfügig Beschäftigte.
Nach Angaben von Focus Online seien in der im Bericht genannten Erwerbstätigenquote rund 800.000 Mini-Jobber enthalten. Dementsprechend befänden sich auch nur 27,5 Prozent der 60- bis 64-Jährigen noch in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, während dieser Anteil bei den 15- bis 65-Jährigen insgesamt bei 52,1 Prozent liege.
Über die Fragen der Arbeitsmarktbeteiligung und der Beschäftigungschancen Älterer wird bereits seit Längerem und vor allem im Zusammenhang mit der Erhöhung des Renteneintrittsalters gestritten, wobei sich nicht nur in Bezug auf die Bewertung der Arbeitsmarktchancen ein insgesamt widersprüchliches Bild ergibt (siehe z.B. 17.11.2010 und 28.12.2011). Kritiker halten den oft schönfärberischen Erfolgsmeldungen Befunde aus wissenschaftlichen Studien entgegen, die auf die hohen Anteile arbeitsloser Älterer und auf die oft prekäre Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer/innen in schlecht entlohnten bzw. atypischen Beschäftigungsformen verweisen und einen Zusammenhang mit der zunehmenden Altersarmut herstellen (siehe z.B. 29.03.2011 und 12.09.2011).
Quelle: Pressemitteilung des BMAS vom 21.02.2012
Focus Online vom 21.02.2012
Weiterlesen: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hg.) (2012): Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“ – Ausgabe 1: Entwicklung des Arbeitsmarkts für Ältere, Berlin.