Sammlungen der Universitätsmedizin
Blumenbachsche Schädelsammlung
Johann Friedrich Blumenbach (1752 – 1840) hatte als junger "Professor für Arzneikunde" an der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen in den achtziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts begonnen, seine anatomische Forschung ganz auf den menschlichen Schädel zu konzentrieren. Seine im Jahr 1776 publizierte medizinische Dissertation zum Thema De generis humani varietate nativa hatte rasch internationale Anerkennung gefunden und wurde als Durchbruch in der aufkommenden Anthropologie gefeiert. Unterstützt von seinen zahlreichen Kollegen, Schülern und Freunden im In- und Ausland konnte er daraufhin die erste und für die damalige Zeit größte Sammlung menschlicher Schädel anlegen. Die Sammlung wurde als systematische Referenzsammlung der physischen Anthropologie angesehen, enthielt aber auch zahlreiche Schädel und Abgüsse mit einer außergewöhnlichen Herkunftsgeschichte. Nach Blumenbachs Tod wurde die Sammlung – mit einem Bestand von mindestens 230 Schädel – von der Universität angekauft und von Blumenbachs Nachfolgern in der Göttinger Anatomie ständig erweitert; heute umfasst die Sammlung insgesamt 840 Sammlungsstücke und ist nach unserem Kenntnisstand die älteste und größte universitäre Schädelsammlung der Welt. mehr...
Humanembryologische Sammlung ('Blechschmidt-Sammlung')
Die Humanembryologische Sammlung im Zentrum Anatomie der Universität wurde im Jahr 1946 von Erich Blechschmidt (1904-1992), Direktor des Anatomischen Institutes von 1942 bis 1973, begründet; sie besteht (1) aus über 300 histologischen Schnittserien von repräsentativen Stadien aus der frühen vorgeburtlichen Entwicklung des Menschen und (2) aus 64 stark vergrößerten plastischen Modellen (s. Abb.), die auf der Grundlage von ausgewählten Schnittserien rekonstruiert worden sind und als "Humanembryologische Dokumentationssammlung Blechschmidt" bezeichnet werden. Die Sammlung dient der Erforschung und Dokumentation der Gestaltentwicklung des Menschen, beschreibt also die äußere und innere Anatomie menschlicher Embryonen, die wegen der Größenverhältnisse mit dem bloßen Auge nicht erfassbar ist. mehr...
Sammlung zur Geschichte der Geburtsmedizin
Die Abteilung Ethik und Geschichte der Medizin beherbergt eine bedeutende Lehrsammlung zur Geschichte der akademischen Geburtsmedizin. Die Ausstellung, wie sie heute im Untergeschoss der Abteilung Ethik und Geschichte der Medizin präsentiert wird, wurde 1995 von der Hebamme und Ethnologin Christine Loytved konzipiert und umgesetzt. Sie zeigt u.a. Wachsmodelle mit anatomischen Darstellungen der Frau, Geburtszangen und -hebel, Führungs- und Wendestäbe, den Stein´schen Gebärstuhl in einer Nachbildung sowie verschiedene Gebärbettmodelle und Geräte für die Wochenbettpflege. mehr...
Sammlung Heinz Kirchhoff: Symbole des Weiblichen
Figürliche Darstellungen von Frauen als Schwangere, Gebärende oder in ihrer Rolle als Mutter finden sich in den verschiedenen Epochen und Kulturen der Erde immer wieder. Naturalistisch, stilisiert, auf Symbole reduziert, geformt aus Ton, Stein oder Holz: Ihre Funktionen und Bedeutungen sind so unterschiedlich wie die Zeiten und Kulturen an sich.
Heinz Kirchhoff (1905 - 1997), langjähriger Ordinarius für Gynäkologie und Geburtshilfe und Direktor der Universitäts- Frauenklinik in Göttingen (1953 - 1973) widmete sich als leidenschaftlicher Sammler dieser speziellen Thematik. Die Sammlung umfasst circa 650 Exponate und zeigt vor allem die immer wiederkehrenden Symbole und Motive des "Weiblichen" quer durch die Kulturgeschichte.
Die Dauerausstellung im Universitätsklinikum Göttingen zeigt einen Querschnitt der Exponate, von der "Muttergottheit" aus der Altsteinzeit, figürlichen Darstellungen aus allen Zeitepochen und Regionen der Welt, über Fruchtbarkeitssymbole bis zu modernen Plastiken. mehr...
Göttinger Moulagensammlung
Moulagen sind in Größe, Form und Farbe detailgetreue Wachsabformungen krankhaft veränderter Körperregionen und Hautpartien, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorrangig als medizinische Lehr- und Studienmittel eingesetzt wurden. In besonders hohem Maße machten sich die Dermatologie und Venerologie die Möglichkeit der naturgetreuen Wachsabformungen am Patienten für ihr aufstrebendes Fach nutzbar. Vor allem die nach außen sichtbaren Krankheitszeichen der Haut sollten mit Hilfe von Moulagen nachgebildet werden. mehr...