Differente Subjekte in Transformation. Emanzipatorische Widerständigkeiten in Ostdeutschland.

Öffentlicher Vortrag im Institutskolloquium der Diversitätsforschung


Dr. Jördis Grabow (Institut für Diversitätsforschung)

Donnerstag, 22. Juni 2023 // 12:15 – 13:45 // ONLINE

Der Vortrag thematisiert Subjektivierungen und ihre Transformationsweisen am Beispiel von emanzipatorisch-widerständigen Praktiken in peripheren Räumen Ostdeutschlands. Theoretische Bezüge werden u. a. zur Idee der widerständigen Praktiken bei Foucault (1982) sowie zu gegenwärtigen Transformationsdebatten hergestellt. Im Zentrum steht ein Widerstandsbegriff, der mehr als Bewegungs- und Protestpraktiken fokussiert, sondern ebenso Alltagspraktiken analytisch inkludiert. Ausgangspunkt meiner Überlegungen bildet ein Subjektverständnis, welches das Subjekt im Wechselverhältnis von Unterwerfung und Ermächtigung verortet. Der genutzte Transformationsbegriff fokussiert Prozesse des Wandels sowohl auf der Makro- als auch auf der Mikroebene und stellt die Frage nach der Möglichkeit der Herausbildung kritischer Subjektformationen innerhalb dieses Wechselverhältnisses.

In den sogenannten ‚neuen‘ Bundesländern – die als Transformationsgesellschaften verhandelt werden – verbinden sich u. a. Effekte sozial-struktureller Transformationsprozesse (z. B. Abwanderung junger, gebildeter Frauen; Erstarken neo-rechter Politiken) mit einem (neuen) emanzipatorisch-partizipativen Gestaltungswillen (z. B. politisch-motivierte Rückzugs-/Wohnbewegung; soziokulturelle Kollektive) und Fragen von veränderten Subjektivierungs(an)geboten (vgl. Keller bzw. Geimer et al. 2019). In der Betrachtung bisheriger Analysen ostdeutscher Subjektivierung wird insbesondere ein Differenzverhältnis zum westdeutschen Subjekt – das durch einen Normalitätsstatus scheinbar keiner Benennungspraxis bedarf – erkennbar: so wird u. a. der einstige „Jammer-Ossi“ in der Expert*innenbetrachtung zum Subjekt der „Avantgarde“ (Engler 2002) oder das Ostdeutsch-Sein in Analogie einer Migrationserfahrung verhandelt (Foroutan et al. 2019). Zentral stelle ich daher die Frage, wie Widerständigkeiten in der Gemengelage von anhaltender sozialer Ungleichheit und ver-andernden Subjektivationen Transformationen von (ostdeutschen) Selbstverhältnissen ermöglichen und welche intersektionalen Deutungsweisen diese widerständigen Praktiken zudem erlauben.


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