Mit einer gemeinsamen Förderinitiative öffnen Fritz Thyssen Stifutng und VolkswagenStiftung der geisteswissenschaftlichen Forschung neue Wege.
Ein Kulturstaat ohne Geisteswissenschaften? Schwer vorstellbar, lief er doch bald Gefahr, mit der wissenschaftlichen Selbstreflexion auch seine kulturelle Substanz zu verlieren. Gerade für den entstehenden europäischen Hochschul- und Wirtschaftraum sind die Geisteswissenschaften in vieler Hinsicht Vorreiter - und sollten es künftig noch stärker sein. Denn mindestens ebenso groß wie die naturwissenschaftlich-technischen und ökonomischen Aufgaben sind für das Zusammenwachsen des erweiterten Europas die geisteswissenschaftlich-kulturellen Herausforderungen. So starten jetzt die Fritz Thyssen Stiftung und die VolkswagenStiftung - in Zusammenarbeit mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und derm Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft - die neue Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften". Unterstützung soll die Forschung insbesondere dort erhalten, wo sie sich in den Grenz- und Überschneidungsbereichen der Fächer bewegt und wo sie sich neue, schwierige Felder erschließt. Dabei geht es sowohl darum, hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwucchs in den Geisteswissenschaften zu halten als auch jenen ein attraktives Angebot zu machen, die durch hervorragende Arbeiten bereits Renommee und einen festen Platz in der Wissenschaft erlangt haben.
Die Initiative "Pro Geisteswissenschaften" umfasst drei Komponenten:
1. die "Dilthey-Fellowship" für den hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs in den Geisteswissenschaften
2. "opus magnum": Freistellung für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ein größeres wissenschaftliches Werk verfassen möchten - bei glelichzeitiger Lehrvertretung
3.ein Veranstaltungsprogramm "Geisteswissenschaften und Öffentlichkeit"
Weitere Informationen zu den Komponenten:
Zu 1:
Mit den "Dilthey-Fellowships" schließen die beteiligten Stiftungen eine wesentliche Lücke ind er Förderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses. Das Angebot wagt sich bewusst an die Fachgrenzen der Geisteswissenschaften heran und reicht zum anderen wesentlich über bisher übliche Projekt- und Stipendienfristen hinaus. Hier sollen exzellente junge Forscherinnen und Forscher nach ihrer Promotion Themen berarbeiten können, die den Geisteswissenschaften neue Gebiete erschließen und die auf Grund ihrer Komplexität oder ihres höhreren Risikos von vornherein längere Planungs- und Zeithorizonte benötigen. Junge, quer denkende Wissenschaftler erhalten so die Chance, sich zu führenden Vertretern ihres Wissensgebietes zu entwickeln. Bis zu 10 solcher Fellowships vergeben die Stiftungen pro Jahr.
Voraussetzung für eine Förderung ist die Einbindung in eine deutsche Hochschule oder außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Eine Altersgrenze gibt es nicht. Allerdings sollte die Promotion nicht länger als 5 Jahre zurückliegen. Die Wissenschaftler werden zunächst 5 Jahre lang gefördert, wobei nach eienr positiven Evaluation eine Verlängerung um 3 (plus gegebenenfalls weitere 2) Jahre möglich ist. Neben der reinen Forschungstätigkeit sollten sich die Fellows an der Lehre beteilligen udn nach Möglichkeit über weitere Drittmittel Doktoranden in ihre Arbeit einbinden.
Bewerbungsschluss für die erste Ausschreibung ist der 31. August 2005.
Informationen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren sind etwa ab Mitte März unter www.volkswagenstiftung.de zu finden.
Zu 2:
Lehre vor Hunderten von Studierenden, Engagement in der universitären Selbstverwaltung, bei Begutachtungs- und Evaluationsverfahren? Die Liste der Aufgaben, die Wissenschaftler an den Universitäten neben ihrer Forschungstätigkeit noch zu bewältigen haben ist lang. Es bleibt nur wenig Zeit, um aus der eigenen wissenschaftlichen Arbeit heraus das "große Werk" zu verfassen. Daher werden Ergebnisse zunehmend in Aufsätzen veröffentlicht. Was sich einerseits positiv auf den wissenschaftlichen Diskurs auswirkt, hat auch seine Schattenseiten. Denn in den Geisteswissenschaften ist die Monografie noch immer diejenige Publikationsform, die die wissenschaftliche Entwicklung am nachhaltigsten voranbringt. Vielen Disziplinen mangelt es daher an richtungsweisenden Synthesen, die nicht nur Bekanntes zusammenfassen, sondern darüber hinaus neue Perspektiven und Forschungsfelder eröffnen und jenseits herkömmlicher Disziplingrenzen Orientierung bieten.
An dieser Stelle greift die Förderkomponente "opus magnum". Forscherinnen und Forscher, die sich durch herausragende Arbeiten ausgewiesen haben, können sich für einen Zeitraum von 6 Monaten bis zu 2 Jahren von ihren sonstigen Aufgaben freistellen lassen, um sich auf die Abfassung eines größeren wissenschaftlichen Werks zu konzentrieren. Die Kosten für eine Lehrvertretung werden dabei von den beteiligten Stiftungen getragen. Darüber hinaus unterstützen diese anteilig die Entstehung der Publikation. Voraussetzung für eine Förderung ist, dass die Wissenschaftler unter Fortzahlung der Dienstbezüge freigestellt oder beurlaubt werden und dass eine Lehrvertretung aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs bereits steht. Die Freistellung muss zusätzlich erfolgen und darf bei der Bemessung regulärer Freisemester nicht angerechnet werden. Als Lehrvertretung sollten nur Wissenschaftler zum Einsatz kommen, die noch nicht über eine feste Stelle verfügen. Insofern trägt "opus magnum" gleichzeitig zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei. Die Stiftungen fördern in diesem Segment bis zu 10 Wissenschaftler pro Jahr.
Bewerbungsschluss für die erste Ausschreibung ist der 30. September 2005. Informationen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren sind ab Mitte März nachzulesen in einem "Merkblatt für Antragsteller" unter www.volkswagenstiftung.de
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Die dritte Komponente der Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften" ist das Veranstaltungsprogramm "Geisteswissenschaften und
Öffentlichkeit". Es umfasst die Förderung themenorientierter Veranstaltungen. Sie sollen dazu dienen, Rang und Stellenwert der Geisteswissenschaften einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Gemeinsam mit renommierten deutschen Medienpartnern möchten die Stiftungen damti ihre Mittlerrolle zwischen Wissenschaft udn Gesellschaft wahrnehmen und gegenüber der Politik wirksamer als bisher insbesondere auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Gefördert werden größere Konferenzen sowie kleinere Workshops und Veranstaltungen.
Die VolkswagenStiftung und die Fitz Thyssen Stiftung stehen gemeinsam für alle drei Komponenten der Initiative. Bei der dritten Komponente engagieren sich darüber hinaus auch die ZEIT-Stiftung Egelin und Gerd Bucerius und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Detaillierte Informationen zur Förderinitiative im "Merkblatt für Antragsteller" gibt es ab etwa Mitte März unter www.volkswagenstiftung.de
Kontakt VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Tel.: 05 11/83 81-380
jung@volkswagenstiftung.de
Kontakt VolkswagenStiftung
Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften"
Prof. Dr. Axel Horstmann
Tel.: 05 11/83 81-214
horstmann@volkswagenstiftung.de