Presseinformation: 40. Todestag des Schriftstellers und Verlegers Victor Otto Stomps

Nr. 132/2010 - 14.06.2010

Ausstellung in der Göttinger Universitätsbibliothek zeigt ab 18. Juni 2010 Stomps Lebenswerk

(pug) Zum 40. Todestag Victor Otto Stomps widmet die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) dem Schriftsteller, Herausgeber und Verleger eine eigene Ausstellung. Vom 18. Juni bis zum 15. August 2010 sind im Foyer der SUB am Platz der Göttinger Sieben die wichtigsten und schönsten Werke zu sehen, die Stomps in mehr als 40 Jahren in stets kleiner Auflage in seinen Verlagen „Die Rabenpresse“ in Berlin (1926 bis1937), „Die Eremiten-Presse“ in Frankfurt am Main (1949 bis 1967) und „Die Neue Rabenpresse“ in Berlin (1967 bis 1970) herausgab. Fotos, Briefe, Grafiken und Plakate ergänzen die Ausstellung und geben einen lebendigen Einblick in das bewegte Leben des Verlegers. Die Exponate stammen aus der umfangreichen Privatsammlung des Berliner Verlegers Hendrik Liersch, der die Ausstellung erarbeitet hat. Liersch trägt bereits seit 1978 Material von und über Stomps zusammen.

Seit 1926 wirkte Victor Otto Stomps (1897 bis 1970) als engagierter Schriftsteller, Herausgeber und Verleger. Dabei war seine Arbeit in hohem Maße von seiner Persönlichkeit geprägt: In seinen Kleinverlagen, die er bewusst als Gegensatz zu den etablierten Verlagen gründete, brachte er vor allem Werke junger Autoren heraus, die sich durch besondere inhaltliche und handwerkliche Qualitäten auszeichneten. So erschienen in der „Rabenpresse“ viele Werke expressionistisch geprägter Autoren. Zugleich experimentierte Stomps mit Schriften, Papierformaten und -sorten, Grafiken und ungewöhnlichen Materialien wie Stoffen, Knöpfen, gehäkelten Spitzen und anderen Gestaltungselementen.

Obwohl Stomps mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten durch seine Verlegertätigkeit selbst gefährdet war, druckte er die Bücher „unerwünschter“ Autoren wie etwa Gertrud Kolmar, die 1943 wegen ihrer jüdischen Abstammung von den Nationalsozialisten ermordet wurde. 1937 musste Stomps auf politischen Druck und aus wirtschaftlichen Gründen den Verlag verkaufen. Ab 1949 knüpfte er mit der „Eremiten-Presse“ und der „Neuen Rabenpresse“ wieder an seine Verlegertätigkeit an, die er bis zu seinem Tod 1970 weiterführte. Stomps verlegte neben Autoren wie Ernst Meister und Theodor W. Adorno auch erste Werke damals noch unbekannter junger Autoren wie Guntram Vesper, Günter Grass, Christa Reinig oder Gabriele Wohmann.

Die Ausstellung „Victor Otto Stomps“ wird am Freitag, 18. Juni 2010, um 18 Uhr im Großen Seminarraum der SUB im ersten Obergeschoss eröffnet. Zur Einführung spricht Hendrik Liersch. Anschließend liest der Göttinger Schriftsteller und Niedersachsen-Preisträger Guntram Vesper aus Texten, die Stomps verlegt hat.

Kontaktadresse:
Dr. Silke Glitsch, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Papendiek 14, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-22456, Fax (0551) 39-5674
E-Mail: glitsch@sub.uni-goettingen.de
Internet: www.sub.uni-goettingen.de