Zwei neue Courant Forschungszentren in den Geisteswissenschaften

19.05.2009



Hochqualifizierte junge Forscherinnen und Forscher als Leiter eigener Nachwuchsgruppen

Die Universität Göttingen richtet zwei neue Courant Forschungszentren ein: Sie sind in den Geisteswissenschaften angesiedelt und befassen sich mit „Education and Religion From Early Imperial Roman Times to the Classical Period of Islam“ (EDRIS) sowie „Multi-layered Text Protocol: Micro and Macro Level Structures in Written Discourse“. Mit der Einrichtung dieser interdisziplinären Zentren als Teil der Maßnahme Brain Gain ihres „Zukunftskonzeptes“ verfolgt die Georgia Augusta das Ziel, hochqualifizierte junge Forscherinnen und Forscher für den Wissenschaftsstandort Göttingen zu gewinnen: Finanziert aus Mitteln der Exzellenzinitiative leiten sie eigene Nachwuchsgruppen, in denen innovative Forschungsthemen bearbeitet werden.

    Exzelleninitiative



    Im Mittelpunkt des Courant Forschungszentrums EDRIS steht die Interaktion von Bildungsmethoden und Bildungskonzepten mit religiösen Überzeugungen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom ersten bis zum 13. Jahrhundert nach Christus. Das Themenspektrum umfasst das Miteinander von hellenistischer Philosophie, Judentum und frühem Christentum sowie die Herausbildung christlicher Bildungswelten im griechischen, lateinischen und orientalischen Kulturraum. Darüber hinaus geht es um die Entstehung und Ausbreitung des Islam, der in intensivem geistigem Austausch mit Judentum und Christentum eigene Bildungsphilosophien und -institutionen entwickelte.

    Das Zentrum wird von Wissenschaftlern der Theologischen Fakultät und der Philosophischen Fakultät getragen. Die Koordinatoren-Funktion übernehmen Prof. Dr. Sebastian Günther vom Seminar für Arabistik/Islamwissenschaft und Prof. Dr. Peter Gemeinhardt vom Seminar für Kirchengeschichte. Weitere beteiligte Wissenschaftler sind Privatdozentin Dr. Lale Behzadi (Arabistik/Islamwissenschaft), Prof. Dr. Reinhard Feldmeier (Seminar für Neues Testament), Dr. Rainer Hirsch-Luipold (Emmy-Noether-Gruppe „Ratio Religionis“) und Prof. Dr. Heinz-Günther Nesselrath (Klassische Philologie).

    textverstehen365

    Das Courant Forschungszentrum „The Multi-layered Text Protocol: Micro and Macro Level Structures in Written Discourse“ widmet sich der Textanalyse aus verschiedenen Perspektiven. Es zielt auf die Zusammenführung linguistischer Beschreibungsansätze und narratologischer Textanalysetechniken, um den Zusammenhang von Textstruktur, Textverstehen und Textverständlichkeit zu klären. Zur Beschreibung verschiedener Textstrukturebenen und ihrer wechselseitigen interpretativen Effekte soll eine empirisch fundierte Plattform entwickelt werden. Untersucht werden in diesem Zusammenhang textuelle Mikrostrukturen wie Satzkonstruktionen, Tempus und Aspekt sowie textuelle Makrostrukturen wie Erzählweisen und genrespezifische Muster.

    In dem Zentrum arbeiten Sprach- und Literaturwissenschaftler der Philosophischen Fakultät mit Psychologen der Biologischen Fakultät zusammen. Koordinatorinnen sind Prof. Dr. Anke Holler vom Seminar für Deutsche Philologie und Prof. Dr. Regine Eckardt vom Seminar für Englische Philologie. Darüber hinaus sind an dem neuen Courant Forschungszentrum Prof. Dr. Gerhard Lauer und Prof. Dr. Simone Winko (Deutsche Philologie), Prof. Dr. Magdalena Schwager (Allgemeine Sprachwissenschaft), Prof. Dr. Gert Webelhuth (Englische Philologie) sowie Prof. Dr. Uta Lass und Prof. Dr. Uwe Mattler (Psychologie) beteiligt.

    Die beiden neuen Einrichtungen ergänzen die bereits bestehenden fünf Courant Forschungszentren, die in einer ersten Auswahlrunde ebenfalls mit Unterstützung internationaler Gutachter ausgewählt worden waren. Vorgeschlagen von jeweils einer Gruppe etablierter Göttinger Wissenschaftler sind sie auf zukunftsweisende Themen konzentriert, für deren Bearbeitung der Wissenschaftsstandort Göttingen spezifische Vorteile bietet. An den zwei neugeschaffenen Zentren, die in zwei Schritten aus zunächst 14 Antragsskizzen und später sieben Vollanträgen ausgewählt wurden, können im Zuge der Umsetzung des „Zukunftskonzeptes“ jeweils bis zu drei Nachwuchsgruppen eingerichtet werden. Sie sollen ihre Arbeit zum Dezember dieses Jahres aufnehmen.