Internationale Konferenz zu Migration und Grenzen in Zeiten der Krise

16.08.2012

Politische Akteure nutzen ökonomische Krisen regelmäßig, um den Grad der Öffnung von Grenzen in Frage zu stellen. Eine Konferenz vom 13. bis 15. Juli 2012 an der Universität Kassel fragt nach den Ursachen, Motiven und Handlungsmustern dieser Veränderungen.

Auf die seit 2008 grassierende Finanz- und Wirtschaftskrise haben viele Länder mit verschärften Grenzregelungen und höheren Barrieren gegen Migration reagiert. So stellte Dänemark medienwirksam an der Grenze zu Deutschland wieder Grenzhäuschen auf. Auch die Kontrollen zwischen Griechenland und den anderen europäischen Ländern sollen wieder aufgenommen werden, damit keine Krisenflüchtlinge in die EU gelangen.

Die 8. internationale Konferenz des „Netzwerks für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung“ beginnt mit Berichten und Analysen von den Veränderungen an Grenzverläufen und dem Zusammenhang von Krisen und Migration in Zentralamerika (José Luis Rocha), Israel (Yonatan Berman), der Türkei (Begum Özdem Firat) und Griechenland (Olga Lafazani).

Ein Augenmerk der Konferenz liegt auch auf der Frage von Rassismus und Grenzen. So wird der Anthropologe Ibán Trapaga aus Mexiko von den Stigmatisierungen und Grenzerfahrungen ehemaliger Gangmitglieder berichten. Die US-amerikanische Soziologin Robyn Rodriguez spricht zu den Folgen der verlagerten Zuständigkeiten von lokalen und bundesweiten Polizeieinheiten in Einwanderungsfragen.

In einem hochrangig besetzten Panel zu „Activist Citizenship and Struggles of Migration“ diskutieren Nicholas De Genova, Vicky Squire und Kim Rygiel neue theoretische Konzepte von Zugehörigkeit/citizenship und Migration.

In einem weiteren Panel befassen sich international tätige KunstproduzentInnen und FilmtheoretikerInnen mit der Repräsentation von Migration. Sie analysieren nicht nur kritisch die dominanten Bilder von überfüllten Booten oder der verschleierten Frau, sondern stellen ihre eigenen Kunst- und Filmproduktionen zur Diskussion.

Veranstaltet wird die 8. internationale Konferenz des „Netzwerks für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung“ von Prof. Dr. Helen Schwenken, Fachgebiet Politik der Arbeitsmigration an der Universität Kassel, und Prof. Dr. Sabine Hess, Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Das Netzwerk hat sich 2008 mit dem Ziel gegründet, eine Wissensproduktion zu Migration und Grenzpolitiken am Schnittpunkt von Universität und außeruniversitärer Praxis zu fördern. Mittlerweile sind über 200 Personen aus Wissenschaft, Kunst und Zivilgesellschaft Teil des Netzwerks.

Folgende Veranstaltungen sind öffentlich zugänglich und kostenfrei:
- Freitag, 13.07.2012, 19-21:30 Uhr, Ort: K19: „Die Internationalisierung des Grenzregimes“ mit Berichten von den Grenzen in Zentralamerika (José Luis Rocha), Israel (Yonatan Berman), der Türkei (Begum Ö. Firat) und Griechenland (Olga Lafazani)
- Samstag, 14.07.2012, 10-12:30 Uhr, Hörsaal 1: „Rassismus & Grenzen“ mit Analysen zu den USA (Robyn Rodriguez), Marokko (Gerda Heck) und Mexiko (Ibán Trapaga)
- Samstag, 14.07.2012, 20-22 Uhr, Ort: karoshi, Gießbergstr. 47-47: Filmprogramm mit Beiträgen zu Grenzspringern, inszenierten Grenzen, Kunst & Migration in Mali, Papierfliegern und flexiblen Nationalflaggen (kuratiert von Raúl Gschrey)

Hinweis an die Redaktionen:
Wenn Sie Interesse an einem Gespräch/Interviewtermin mit einem/r der unten aufgeführten Referent(inn)en haben, bitten wir Sie, dies mit Prof. Dr. Helen Schwenken, hschwenken@uni-kassel.de Tel. (0561) 804-3122 oder ab Donnerstag (0151) 6350 3973 (ICDD mobil), zu vereinbaren.

Zur Verfügung stehen u.a.:
• Prof. Dr. Ibán Trapaga, UAM-Iztapalapa, Mexiko, u.a. zur Re-Migration von jugendlichen Gangmitgliedern aus den USA nach Mittelamerika
• Prof. Dr. José Luis Rocha, Jesuiten Migrationsdienst und Zentralamerikanische Universität, Nicaragua, u.a. zur Transitmigration durch Mittelamerika
• Prof. Dr. Robyn Rodriguez, UC California Davis, USA: Im Schatten der Freiheitsstatue: Die USA verlagern ihre Grenzen ins Innere
• Yonatan Berman, Hotline for Migrant Solidarity, Israel, Einwanderung in Israel
• Begum Özden Firat, Migrant Solidarity Group, Istanbul, zur Rolle der Türkei als Transitland
• Olga Lafazani, diktio, Network of Support to Migrants and Refugees, Athen, zur aktuellen Krise und der Situation von MigrantInnen in Griechenland und an den Grenzen
• Prof. Dr. Nicholas De Genova, Goldsmiths, University of London; Dr. Vicky Squire, The Open University, London und Prof. Dr. Kim Rygiel, Wilfried Laurier University, Kanada mit theoretischen Beiträgen zu aktuellen Fragen von Zugehörigkeit/citizenship und Migration
• Die Filmschaffenden Marie-Hélène Gutberlet, Brigitta Kuster, Duygu Gürsel diskutieren Möglichkeiten und Grenzen der (filmischen) Repräsentation von Migration

Kontaktadressen:
Prof. Dr. Helen Schwenken
Universität Kassel
International Center for Develpment and Decent Work
Fachgebiet „Politik der Arbeitsmigration/Migration and Decent Work“
Nora-Platiel-Str. 1, 34117 Kassel
Tel. (0561) 804-3122
E-Mail: hschwenken@uni-kassel.de

Prof. Dr. Sabine Hess
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie
Labor für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung
Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen
Tel. (0551) 39-25349
E-Mail: shess@uni-goettingen.de