Schrift und Sprache des Geschichtenerzählens

09.05.2014


Prof. Krifka referiert im Rahmen der Ringvorlesung am 13. Mai in der Aula


Die Ringvorlesung der Universität Göttingen im Sommersemester 2014 bietet einen Einblick in die Anatomie von Texten im Brennpunkt von Psychologie, Literaturtheorie und Linguistik. Was reizt uns an guten Texten? Die elegante Wortwahl? Die korrekte Grammatik? Das Spiel mit der Sprache? Die Vortragsreihe „Klassiker, Thriller, Ladenhüter – Wie Texte gebaut sind und wie sie wirken“ wird am Dienstag, 13. Mai 2014, fortgesetzt mit dem Vortrag von Prof. Dr. Manfred Krifka von der Humboldt-Universität zu Berlin. Er spricht zum Thema „Vom Erzählen zum Text: Schrift und Sprache des Geschichtenerzählens in Daakie (Vanuatu)“.

Prof. Krifka und seine Mitarbeiter untersuchten und beschrieben von 2009 bis 2012 die Sprachen der Insel Ambrym, einer Insel der Inselgruppe Vanuatu (Polynesien). Die dort gesprochenen Sprachen zählen zu den austronesischen Sprachen; das Projekt war Teil einer Großinitiative zur Erfassung vom Aussterben bedrohter Sprachen, die von 2000 bis 2012 von der Volkswagenstiftung gefördert wurde.

Die Insel Ambrym wird zum ersten Mal in den Reisetagebüchern von Georg Forster erwähnt, der sie als Mitglied von James Cooks zweiter Pazifikreise 1773 folgendermaßen beschrieb: „Die Insel, die in Bougainvilles Karte südlich der Pfingstinsel angegeben ist, kam am folgenden Morgen in Sicht, war aber so sehr in Wolken gehüllt, dass sich weder ihre Gestalt noch ihre Höhe angeben ließen. Am nächsten Morgen war das Wetter klar, so dass wir Bougainvilles südlichste Insel sehr deutlich sehen konnten. Unter den Wolken, womit die Gipfel eingehüllt waren, bemerkten wir dickere Massen, die aus Rauch zu bestehen und von einem brennenden Berge herzukommen schienen. (…)”

Zwar kam es seinerzeit nicht zu einem Besuch der Insel Ambrym, jedoch wurde ihr Name verzeichnet und das Nord-Ambrym wurde von Hans-Conon von der Gabelentz in seinem Werk über die melanesischen Sprachen 1871 erstmals kurz beschrieben.

Prof. Krifkas Mitarbeiterin Dr. Kilu von Prince legte 2011 die erste moderne Grammatik einer der Hauptsprachen der Insel, dem Daakake vor. Die Arbeitsgruppe unterstützt die Sprechergemeinschaft weiterhin im Aufbau eines eigenen Schriftsystems und von Schulbüchern, Textsammlungen und Literatur in Daakake, um die Sprache und die daran geknüpfte Kultur zu stabilisieren und vor dem Aussterben zu retten. In seinem Vortrag berichtet Prof. Krifka über seine Erfahrungen bei der schriftlichen Niederlegung von traditionellen Erzählungen dieser Kultur.

Die Vorträge der Ringvorlesung finden jeweils dienstags um 18.15 Uhr in der Aula der Universität am Wilhelmsplatz 1 statt. Das gesamte Programm ist im Internet unter www.uni-goettingen.de/ringvorlesung zu finden.

Kontaktadressen:
Prof. Dr. Regine Eckardt
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät – Seminar für Englische Philologie
Käte-Hamburger-Weg 3, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-7576
E-Mail: regine.eckardt@phil.uni-goettingen.de

Prof. Dr. Annekathrin Schacht
Courant Forschungszentrum „Textstrukturen“
Nachwuchsgruppenleiterin „Experimentelle Psycholinguistik“
Nikolausberger Weg 23, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-20022
E-Mail: annekathrin.schacht@zentr.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/ringvorlesung