In publica commoda

Presseinformation: Vollständige dreidimensionale Darstellung der Architektur von Nervenzellen

Nr. 92 - 11.07.2022

Universitätsbund Göttingen e.V. verleiht Preis an Röntgenphysikerin Dr. Marina Eckermann

 

(pug) Dr. Marina Eckermann ist für ihre Doktorarbeit an der Universität Göttingen mit dem Akademischen Preis des Universitätsbundes Göttingen e.V. ausgezeichnet worden. Für ihre Dissertation verband die Physikerin hochaufgelöste dreidimensionale Röntgenbildgebung mit modernen mathematischen und statistischen Analysemethoden, um Veränderungen des Nervengewebes in Folge neurodegenerativer Erkrankung zu identifizieren. So entdeckte sie bislang nicht beschriebene Veränderungen in der Zellstruktur des Hippocampus unseres Gehirns, die bei der Alzheimer-Krankheit auftreten. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis des Universitätsbundes wird von der AKB Stiftung gefördert. Der Preis wurde am 9. Juli 2022 im Rahmen des Göttinger Alumni-Tages überreicht.

 

Eckermann nutzte die Röntgen-Computertomografie, jedoch mit deutlich verbesserten Röntgenoptiken, Röntgenquellen und Bildgebungsmethoden, und entwickelte Phasenkontrastverfahren. Damit ist es ihr gelungen, eine vollständige dreidimensionale Darstellung der Nervenzellenarchitektur von Autopsie-Proben mit einer Auflösung unterhalb des Mikrometerbereichs zu erzielen. Mit am Institut für Informatik speziell entwickelten mathematischen Methoden konnten die Zellpopulation unterschiedlicher Individuen miteinander verglichen und charakteristische strukturelle Merkmale aus der Gesamtheit der detektierten Zellen bestimmt werden. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Neuropathologie der Universitätsmedizin Göttingen ist deutlich geworden, dass die Methode der Phasenkontrast-Mikroskopie für die 3D-Histologie und Pathohistologie völlig neue Möglichkeiten eröffnet.

 

Die Doktorarbeit ist am Institut für Röntgenphysik der Universität Göttingen in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Tim Salditt entstanden. Eckermann war als Doktorandin Mitglied des SFB „Nanoscale Photonic Imaging” und Kollegiatin des Hertha-Sponer-College des Exzellenzclusters „Multiscale Bioimaging“. Aktuell forscht sie an der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble.