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Presseinformation: Mehr Nützlinge und weniger Schädlinge in Mischkulturen

Nr. 113 - 20.07.2023

Forschende bewerten die Vorteile im Vergleich zu Monokulturen mit einer Meta-Analyse

 

(pug) Der globale Rückgang der biologischen Vielfalt ist gravierend. Die landwirtschaftliche Flächennutzung trägt maßgeblich dazu bei – besonders der großflächige Anbau einzelner Kulturpflanzen in Monokulturen. Mischkulturen können entgegenwirken: Auf Äckern, auf denen gleichzeitig verschiedene Kulturpflanzen wachsen, gibt es mehr nützliche Arthropoden wie Insekten und Spinnen als in Monokulturen. Gleichzeitig kommen weniger Schädlingen vor. Das fanden Forschende der Universität Göttingen mit einer systematischen Literatur- und statistischen Meta-Analyse heraus. Besonders vorteilhaft ist es, wenn Getreide und Hülsenfrüchten kombiniert werden und im Streifen- oder Reihenanbau gepflanzt wird. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Agriculture, Ecosystems & Environment erschienen.

 

Die Forschenden werteten 63 publizierte Fachartikel zum Vergleich von Misch- und Monokulturen aus 18 Ländern aus. Sie verglichen die Artenvielfalt, die Anzahl der Individuen (Häufigkeit) und die Dichte pro Pflanze von nützlichen und schädlichen Arthropoden. Dabei betrachteten sie auch einzelne Gruppen der nützlichen Arthropoden: Bestäuber, Zersetzer sowie Räuber und Parasitoiden, die Schädlinge töten. Zudem untersuchten sie, wie verschiedene Kombinationen und räumliche Anordnungen der Kulturpflanzen in Mischkulturen das Vorkommen dieser Tiere beeinflussen.

 

Die Artenvielfalt nützlicher Arthropoden ist in Mischkulturen um 27 Prozent höher als in Monokulturen. Ihre Häufigkeit ist um 36 Prozent höher und ihre Dichte pro Pflanze um 94 Prozent. Verschiedene Gruppen nützlicher Arthropoden profitieren unterschiedlich stark von Mischkulturen: Die Artenvielfalt und Häufigkeit von Bestäubern, Räubern und Parasitoiden ist größer als in Monokulturen, für Zersetzer gibt es dagegen keinen Unterschied. Schädliche Arthropoden kommen in Mischkulturen weniger vor als in Monokulturen: Ihre Häufigkeit ist um 38 Prozent geringer, ihre Dichte pro Pflanze um 41 Prozent. Ihre Artenvielfalt unterscheidet sich nicht zwischen den Anbauformen. Der gleichzeitige Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten übertrifft die Kombination verschiedener Getreidesorten bei der Förderung der Nützlinge und der Reduzierung der Schädlinge. Außerdem ist es effektiver, wenn die Kulturpflanzen im Streifen- oder Reihenanbau wachsen und nicht in ungeordnetem Mischanbau oder im Staffelanbau zeitversetzt ausgesät werden.

 

Den Forschenden zufolge zeigen die Ergebnisse, wie nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken die biologische Vielfalt und damit verbundene Ökosystemleistungen fördern können. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Mischkultur eine wirksame Methode ist, um die nachteiligen Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf nützliche Arthropoden in Agrarökosystemen abzumildern“, sagt Erstautor Dr. Anjaharinony Rakotomalala, jetzt Postdoktorand an der Universität Marburg. „Die Ergebnisse sollten die Politik ermutigen, in Agrarumweltprogrammen Anreize für die Überführung von Monokulturen in Mischkulturen zu setzen“, ergänzen Dr. Anoush Ficiciyan und Prof. Dr. Teja Tscharntke von der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen.

 

Originalveröffentlichung: Anjaharinony A. N. A. Rakotomalala et al. Intercropping enhances beneficial arthropods and controls pests: A systematic review and meta-analysis. Agriculture, Ecosystems & Environment (2023). DOI: 10.1016/j.agee.2023.108617

 

Kontakt:

Prof. Dr. Teja Tscharntke

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Agrarwissenschaften

Abteilung Agrarökologie

Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen

Telefon: 0551 39-9209

E-Mail: ttschar@gwdg.de

Internet: www.uni-goettingen.de/de/92552.html

 

Dr. Anjaharinony A. N. A. Rakotomalala

Philipps-Universität Marburg

Fachgebiet Naturschutz

E-Mail: anjaharinony.rakotomalala@biologie.uni-marburg.de