Siegfried Lenz: Stadtgespräch. Hamburg 2017 (= Hamburger Ausgabe der Werke, Bd. 6).

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Erscheinungstermin: September 2017

Stadtgespräch

Der 1963 erstmals erschienene Roman Stadtgespräch spielt in einer kleinen skandinavischen Stadt an einem Fjord. Einer ihrer Bewohner, Tobias Lund, erinnert sich rückblickend an einen Vorfall, der zum allgemeinen "Stadtgespräch" geworden ist: Während der Besetzung durch mutmaßlich deutsche Truppen versuchte eine kleine Gruppe von Widerstandskämpfern, ein Attentat auf einen General auszuführen. Dieses Attentat jedoch, an dem auch der Erzähler Tobias beteiligt ist, scheiterte. Der Kommandant der Besatzungsmacht ließ daraufhin 44 Stadtbewohner in Geiselhaft nehmen. So soll Daniel, der Anführer der Partisanen, zur Entscheidung gezwungen werden: Entweder Daniel stellt sich, was zugleich das Ende aller Widerstandsbemühungen bedeuten würde. Oder aber die 44 Geiseln müssen sterben.

Siegfried Lenz gestaltete mit dem Stadtgespräch einen moralischen Grundkonflikt: Welche Opfer nimmt man für die gute Sache in Kauf? Rechtfertigt das konsequente Festhalten an den eigenen Idealen den Tod vieler Unschuldiger? Der Roman gibt darauf keine eindeutige Antwort. Er fordert den Leser vielmehr zum eigenen Urteil heraus: Keine simple moralische Botschaft, sondern eine vorsichtige Erkundung menschlichen Handelns in moralischen Ausnahmesituationen.




Stadtgespräch in der Hamburger Ausgabe der Werke

Das Stadtgespräch erscheint als sechster Band der Hamburger Ausgabe der Werke von Siegfried Lenz. Die Bände dieser Reihe bieten einen durchgesehenen und mit den Originalhandschriften und Erstdrucken verglichenen Text. Ein umfassender Kommentarteil informiert über die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte. Darüber hinaus enthält er ausführliche Erläuterungen zu Gehalt und Strukturen des Romans sowie einen Stellenkommentar. Ergänzt wird der Band um Lenz' Essay Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit (1963), der in unmittelbarer zeitlicher und thematischer Nähe zum Stadtgespräch steht.